Es wird Zeit für die Mutter aller Epic Fails: der Untergang der Titanic. Warum genau das "unsinkbare" Schiff untergegangen ist, hat in den letzten 100 Jahren viele Historiker:innen beschäftigt. Was viele nicht wissen: Gleich nach dem Unglück hatte die Öffentlichkeit medienwirksam einen Sündenbock gefunden: David Blair. Wo genau der Fehler bei der Titanic lag, das hört ihr heute.
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Transkript der Folge
(dieses Transkript wurde automatisch generiert)
Christian Alt: Anna, wir haben eine E-Mail bekommen letzte Woche. Und diese E-Mail beschäftigt mich immer noch. Warum? Und zwar hat eine Frau geschrieben, ich will jetzt ihren Namen nicht sagen, dass sie darin gefällt ist, sehr sehr mag, und sie hört den Podcast immer mit ihren Kindern.
Anna Bühler: Oh, wir sind ein Familienpodcast.
Christian Alt: Und ich wusste gar nicht, dass wir ein Familienpodcast sind. Das ist einfach so, wie findet Nemo.
Anna Bühler: Wie findet Nemo der Podcast? Und das wetten das. Oh Gott. Oh Gott. Für die ganze Familie.
Christian Alt: Wir sind eher, wie wetten das mit Markus Lanz, wahrscheinlich.
Anna Bühler: Ja, genau, richtig wholesome sind die Kinderwerte im Raum.
Christian Alt: Aber die Frage, die mich jetzt schon die ganze Woche beschäftigt, habe ich einfach unsere HörerInnen komplett falsch eingeschätzt. Wo hört ihr diesen Podcast? Mit wem?
Anna Bühler: Mit wem, ja genau, mit wem. Das würde mich auch interessieren. Und ich würde vorschlagen, dass in dem Moment, wo ihr jetzt gerade den Podcast hört, haltet ihr jetzt einfach kurz an, macht ein Foto wie bei Be Real, weil ihr es einfach nach vorne fotografiert. Mit wem hört ihr? Wo hört ihr gerade? Und das schickt ihr uns einfach bei Instagram. Add Darwingefällt das und alle, die das dazuschreiben, wenn es für euch in Ordnung ist, können wir da eine Story draus machen und bei Instagram teilen.
Christian Alt: Bitte keine Dickpicks und bitte keine Unfälle.
Anna Bühler: Jetzt mal. Also wenn ihr jetzt gerade Fahrradfahrt oder Autofahrt, fahrt bitte rechts ran, steigt vom Fahrrad ab und macht dann erst das Foto. Ganz wichtig. Ja, aber es würde mich wirklich interessieren. Guter Punkt.
Christian Alt: Von Kugel und Niere. Darwingefällt das. Der History Podcast über die Epic Fails der Menschheitsgeschichte.
Anna Bühler: Aber nach jedem Sprung ist er wohl ein Stück mehr davon überzeugt, dass seine Idee sehr gut ist.
Christian Alt: Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Mit Anna Bühler und Christian Alt.
Speaker 2: Hier ist eine Tüte.
Christian Alt: Kannst du da mal bitte reinscheißen?
Anna Bühler: Ich nehme mit ins Labor. Natürlich macht er das nicht. Er sagt, hier ist ein Glas. Heute schlechte Aussicht.
Speaker 2: Wenn wir schneller fahren, sind wir schneller aus der Scheiße raus.
Christian Alt: Und was geht es denn heute?
Anna Bühler: Also es wird Zeit für die Mutter aller Epic Fails in diesem Podcast. Es ist ein Fail, für den wahrscheinlich Millionen, Milliarden, Millenial, Milliarden Millenial Herzen jetzt on and on and on gehen. Ich mache mal eine Geste und du wirst wissen, wovon ich spreche.
Christian Alt: Titanic.
Anna Bühler: Ja, ich habe meine Arme ausgebreitet, habe meinen Kopf so leicht in den Nacken geworfen. Und jetzt stelle ich mir vor, dass mein Haar weht. Genau, es geht heute um Titanic. So siehst du quasi Lea und Kate vorne am Bug stehen. Wir sind drin in der Titanic Stimmung. Ich meine, mich zu erinnern, dass du mir neulich mal erzählt hast, dass du Titanic, glaube ich, zum zwölften oder dreizehnten Mal irgendwie mit deiner Frau zusammen angeguckt hast oder so.
Christian Alt: Also wir haben während irgendeines Lockdowns, ich weiß nicht mehr, welche Welle das jetzt genau war, aber irgendwann, genau, huppt man dann die alten VHS. Kassetten mal raus, entstaubt sie.
Anna Bühler: Dann kaufte dir bei E-Bag-Leiterzeigen VHS-Player. Genau.
Christian Alt: Und dann geht es halt los. Die Doppel VHS Geschichte mit von Titanic. Ja, aber Titanic habe ich jetzt neulich wieder gesehen. Ja, super.
Anna Bühler: Ich war nicht im Kino damals, hatte aber auch eine VHS und das habe ich ganz oft dann auch gemacht, ganz aufgeguckt.
Christian Alt: Ich weiß noch, wie meine Grundschullehrerinnen damals über Titanic gesprochen haben, dass sie unbedingt ins Kino gehen, weil ich so okay.
Anna Bühler: Also das ist schon ein Ding zu sein.
Christian Alt: Guck mal, wie cool die sind. Okay, Tartatic.
Anna Bühler: Ja, es war echt ein Ding. Also wenn jetzt hier Post-Millennials zuhören, die können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was das für ein Hype war. Ja, wie viel Oskars? Zwölf oder so auch?
Christian Alt: Ja, ich glaube 11 oder 12. Ja, genau.
Anna Bühler: Und es geht heute um einen Mann, der auf diesem Schiff, also er ist nicht in der Verfilmung von James Cameron, sondern auf der Original Titanic dabei war. Es geht um David Blair. Das ist der Typ, von dem viele sagen, dass er mitverantwortlich ist für den Untergang der Titanic. Oh, der Kapitän oder was? Er war zweiter Offizier, war allerdings bei der Fahrt gar nicht dabei, hat aber trotzdem mit einem schusseligen Move, ein bisschen schusselig einfach, du, da war ich einfach ein bisschen neben der Cap, hat er dafür gesorgt, dass es nicht so leicht war, die Titanic vor dem Untergang zu retten. Und diese Geschichte erzähle ich dir jetzt.
Christian Alt: Geil.
Anna Bühler: Wollen wir ein bisschen einsteigen mit ein paar Eckdaten und ja, mir hier so den Glanz und Schein der Titanic ein bisschen in den Raum bringen. Also stell dir vor, es regnet kleine Glitzersteinchen, weil die Titanic war wirklich das Ding in den Zehnerjahren. Also es war ein Schiff, was von Glanz und Glamour und ja, halb, halb, halb echt nicht verschont geblieben ist. 1912 sollte sie starten in Southampton in England, also Südwestküste England unten. Sie war das größte und luxuriöseste Schiff der Welt. Die Route sollte starten von Southampton bis nach New York. Und es war halt echt so ein, also diese Jungfondsfahrt war so ein mega Event. Also die fanciesten High Society Leute waren an Bord. Ich habe mir das alles nochmal durchgelesen.
Christian Alt: Wenn die Titanic heute starten würde, wer wäre dann drauf?
Anna Bühler: Oh, gute Frage.
Christian Alt: Also Kim Kardashian wahrscheinlich?
Anna Bühler: Kim Kardashian wäre dabei, Kanye würde, die würden halt getrennte Zimmer nehmen, aber die wäre auf jeden Fall dabei. J.Z.
Christian Alt: Beyoncé wäre dabei. Wäre dabei.
Anna Bühler: Billie Eilish wäre dabei. Okay. Billie Eilish würde auf jeden Fall eine Stage dort nehmen. Deutsche Promis wären vielleicht.
Christian Alt: Wäre Barack Obama dabei?
Anna Bühler: Wahrscheinlich, oder? Ich glaube, Barack und Michelle wären auf jeden Fall dabei.
Christian Alt: Adele wäre bestimmt dabei.
Anna Bühler: Adele wäre dabei, safe.
Christian Alt: James Corden würde das Programm moderieren oder so?
Anna Bühler: Ich habe auch direkt an James Corden gedacht. Dann wäre Jimmy Fallon und solche Leute wären auf jeden Fall auch dabei, würde ich sagen. Und wollen wir mal europäische Promis denken.
Christian Alt: Alexander Klavs.
Anna Bühler: Ross Anthony. Karl Lauterbach. Wer ist der berühmteste Promi, den wir gerade haben? Jeremy Fragrance. Heidi Klum und die... Jeremy Fragrance. Nee, der ist nur in Dubai. Nee, wo war der? Pakistan. Ja, wahrscheinlich so Heidi Klum und ihre Familie aka Tokyo Hotel Boys. Du hast gerade gesagt Dubai, also wahrscheinlich jede Menge Scheißwände auch noch dabei. Und Leute, die man irgendwie nicht kennt, die aber Scheiße viel Geld haben. Scheiße viel Geld. Und genau solche Leute waren es damals auch.
Christian Alt: Also hauptsächlich die, die in der Familie waren. Und die haben auch in der Familie auch ein bisschen Geld. Und die haben auch ein bisschen Geld.
Anna Bühler: Scheiße viel Geld. Und genau solche Leute waren es damals auch. Also hauptsächlich irgendwie Millionäre. Dann habe ich gesehen Unternehmer, Tennis-Spieler, so. Elon Musk. Genau, wie Elon Musk der Zehnerjahre vielleicht. Und deswegen wurde der Kapitän des Schiffs auch Millionärs-Captain genannt. Also das ist der, der das Leben von diesen Leuten in der Hand hat und vorne am Steering-Wheel steht. Dieses Schiff gehört der britischen Reederei White Star Line. Und das ist nicht unwichtig, weil diese Reederei spielt eine ganz große Rolle in diesem Bild, das die Titanic sozusagen hingelegt hat. Weil diese Reederei ganz viel Werbung gemacht hat. Und für die damalige Zeit auch sehr, sehr revolutionär gedachte Werbung. Also damals gab es ja noch sowas wie Tageszeitungen. Die Tageszeitung kam dreimal am Tag raus. Und die Star Line hat da echt richtig für damalige Zeit moderne PR gemacht. Also fast in allen Zeitungsausgaben des Tages war irgendwas über die Titanic. Und dann wurde da geschrieben, wie toll die ist und wie revolutionär dieses Boot ist. Dann haben sie Telegramme rausgeschickt und halt versucht irgendwie auf allen Kanälen Kommunikationskanälen, die es damals sogar gab, dafür zu werben, wie toll dieses Schiff ist. Und auch zu zeigen, wie viel Bling-Bling in dem Ganzen steckt. Also zum Beispiel ist diese Ausstattung damals in der Titanic so gewesen, dass die zweite Klasse eigentlich so luxuriös war wie auf anderen Schiffen die erste Klasse. Ah krass. Also alles war so ein bisschen nicer, ja. Also so richtig so ein bisschen angegoldet sozusagen. Dieses luxuriöse Schiff also legt am 12. April 1912 in England ab. Legt, startet seine Route Richtung der USA, Richtung New York. Und dann, ich komme jetzt direkt zum traurigen Tiefpunkt dieser Geschichte, dieser Titanic-Geschichte. Am 14. April, also in der Nacht eigentlich, vom 14. auf den 15. geht die Titanic unter, weil sie kurz vor der Küste von Neufundland auf einen Eisberg trifft. Das ist natürlich sau kalt. Es ist Frühling, wie gesagt, April. Da ragt ein Eisberg aus dem Meer. Aus dem Meer. Es wird zu spät gesehen. Die Titanic rammt diesen Eisberg und zwei Stunden und 40 Minuten dauert es nur, bis dieses Monstrum von Schiff untergeht. Rund 1500 der Passagiere und der Crew sterben bei diesem Aufprall, bei diesem Schiffsunglück. Und das ja eigentlich vermeintlich unsinkbare Schiff ist also doch gesunken. Und aus diversen Gründen, weil sehr, sehr viel schief gelaufen ist.
Christian Alt: Woher kommt eigentlich dieser Satz, das ist ein unsinkbares Schiff? Haben die das vorher in diesen Tageszeitungen einfach so reingeschrieben?
Anna Bühler: Das ist diese PR. Das ist einfach so die PR dieser Rederei eben.
Christian Alt: Die haben praktisch vorher gesagt, okay, am 12. April geht's los. Das krasseste Schiff aller Zeiten startet. Es ist unsinkbar. Es hat in der zweiten Klasse so viel Luxus wie irgendwie normalerweise nur in der ersten Klasse. Guck dir unseren Kronleuchter an. Wir haben Strom auf jeder Etage. Bam, bam, bam, bam, bam. Wenn du unterwegs sein willst mit den größten Stars der Zeit, dann kauf dir jetzt ein Ticket für die Titanic. Ich garantiere dir, sie wird nicht untergehen. Du wirst nicht sterben auf der Überfahrt. So ungefähr.
Anna Bühler: Ja genau, also du hast es ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Damals war es quasi so diese Route. England, New York oder England, USA, halt quasi zwischen den beiden Kontinenten ist wahnsinnig wichtig. Natürlich auch für Post oder für Güterverkehr. Und deswegen war es damals eigentlich so ein Wettlauf darum, wer das schnellste, größte Schiff baut. Und jetzt hat dummerweise diese Reederei, White Star Line hat ein großes fettes Schiff gebaut. Es war allerdings nicht das schnellste Schiff. Und deswegen haben sie gedacht, okay, wie können wir denn dann trotzdem irgendein Superlativ in dieses Boot bringen? Und dann haben sie gesagt, vielleicht nicht das schnellste, aber es ist das luxuriöseste Schiff. Und damit haben sie dann versucht sozusagen den, keine Ahnung, Royce Royce der damaligen Zeit auf die Meere zu setzen.
Christian Alt: Ja, es ist einfach so ein Opel, den man so einem Schrauber gegeben hat, der einfach so Mahagoni-Verkleidung noch drauf macht und so.
Anna Bühler: Ich glaube, es ist total angemessen, die Titanic mit einem Opel zu vergleichen. Definitiv.
Christian Alt: Ja, auch unsinkbar, so ein Opel einfach.
Anna Bühler: Es ist wahnsinnig viel schiefgegangen mit diesem Schiff, als das unsinkbare Ding hingestellt wurde. Es gibt eine Liste an Gründen, die sehr wahrscheinlich zum Untergang geführt haben. Es ist wie immer nicht sozusagen der eine, sondern es war einfach eine Verkettung blöder Umstände und blöder Punkte, weshalb dieses Schiff untergegangen ist. Es gab sehr, sehr viele Eisberge vor Neufundland. Gut hätte man sehen können, weil es gab Eisbergwarnungen. Diese Eisbergwarnungen wurden aber nicht beachtet von der Crew auf dem Schiff. Dann gab es anscheinend Schlude am Bau. Dann waren sie viel zu schnell unterwegs. Also man hätte dieses Schiff einfach nicht bremsen können, weil es einfach Vollgas gefahren ist. Man ist nicht weit genug ausgewichen, von der Küste entfernt gefahren. Dann gab es auch noch den Vorwurf an den Kapitän, dass er wahnsinnig arrogant war und alles überschätzt hat, inklusive sich selbst.
Christian Alt: Millionärs-Captain.
Anna Bühler: Millionärs-Captain, genau. Es gab zu wenig Rettungsboote an Bord. Das hätte man auch vorher mal kalkulieren können. Und tatsächlich gab es Leute, und da kann man viele Parallelen zur Verschwörungsszene wahrscheinlich spannen. Es gab Leute, die auf dem Boot waren, während es untergegangen ist, die behauptet haben, es geht nicht unter. Nope! Nein, das passiert gerade nicht so. Die Schuhe laufen voll Wasser. Naaah! Also ich sehe keine Beweise dafür, dass dieses Boot gerade untergeht.
Christian Alt: Schwimmen, schwimmen, blubber, blubber.
Anna Bühler: Was sollen diese Panikmache? Ich fühle mich sicher. Also ich fühle mich sicher. So, es ist irre. Kommen wir also zurück zu David Blair. David Blair ist der zweite Offizier der Titanic. Also eigentlich. Denn auf dieser Fahrt nach New York City, wo die Titanic untergeht, ist er nicht dabei.
Christian Alt: Warum eigentlich?
Anna Bühler: Das erzähle ich dir jetzt. David Blair muss man kurz ein bisschen wissen. Seine Geschichte, er ist Ende des 19. Jahrhunderts in Großbritannien geboren, an der Südküste. Das heißt also, er hat immer so diesen Bezug zum Meer gehabt und so. War auch als junger Mann Seemann und ist so durch Europa gefahren. Viel hat er, viel Erfahrung gesammelt, aber eben eher immer so auf den unteren Rängen. Und hatte aber immer Ambitionen und wollte echt zum Meer starten, wollte halt mehr, mehr. Und hat dann in seinen 30er Jahren ja so den Karriereschritt gewagt und schafft es tatsächlich mit 37. dann im März 1912, als es klar war, diese Titanic soll starten, schafft er erst zweiter Offizier auf der Titanic zu werden. Also auf der Titanic gibt es quasi den Kapitän, dann gibt es einen ersten und einen zweiten Offizier. Und erst der zweite.
Christian Alt: Also er ist praktisch der dritte Chef so ungefähr.
Anna Bühler: Er ist sozusagen, genau, er ist so was wie der dritte Chef. Wenn die anderen beiden Schnupfen kriegen, dann ist er eigentlich. Dann muss er immer noch als erstes gucken, dass er irgendwo Schnupfenspray herkriegt. Aber wenn das nicht wirkt, dann ist er der. Genau. Also bei LinkedIn kann man schon gut damit angehen, würde ich sagen. Da kriegst du so ein kleines Sternchen hin. Also bevor die Titanic in See stechen kann, muss sie ja erstmal Probe fahren und da ist Blair tatsächlich dabei. Also sie wird in Belfast gebaut, muss dann von Belfast nach Southampton gebracht werden. Und das ist sozusagen diese kleine Probefahrt vom 2. auf den 3. April 1912. Startet sie also das erste Mal auf dem Meer, eine kleine Testfahrt, die so ein bisschen kürzer ist, aber läuft alles wunderbar. David Blair ist dabei, diese Probe, Check, ja, funktioniert, das Boot fährt. Und du musst dir auch vorstellen, wie beeindruckend das ist. Also der erste Offizier der Titanic, der heißt Lytoller und der braucht anscheinend der Geschichte nach zwei Wochen, um alle Wege auf dem Schiff zu kennen. So fett und verschachtelt und riesig ist das ganze Ding. Und natürlich die ganze Crew ist auch selber total beeindruckt von dem, dass sie darauf arbeiten dürfen. Mein Gott, was für eine Ehre. Das ist halt tatsächlich, die wissen schon, wenn sie hier das schaffen, diese Jungfernfahrt zu bestehen, dann sind die Namen im Geschichtsbuch. Also Blair ist dabei bei dieser Fahrt von Belfast nach Southampton. Die haben da echt so ein ganz gutes Leben in den ersten Tagen auf diesem Boot. Die machen ein leckeres Osterlamm-Boot, essen lecker Consommé, Mirette, also Hühnersuppe und machen lecker Osterlamm-Essen oder irgendwie sowas. In der Woche vor dem Abfahrt sind dann auch alle super im Stress. Also die stehen dann in dem Hafen, das Boot muss vorbereitet werden. Und irgendwie dieses Bild hat mich so dran erinnert. Es ist absolut vergleichbar. Hatte man eine Theateraufführung in der Schule? Kennst du diesen Tag der Aufführung, wo alle noch so, also die letzten Vorgehängungen müssen gekehrt werden. Man muss diesen Saal noch befreien vom Axe Pretty Rose Duft, der noch in der Luft liegt. Einer muss mal eben den Saal fegen, man muss die Pizzakartons da raus, dann müssen alle nochmal duschen, dann kommt vielleicht irgendwie Besuch von irgendjemanden. Die Eltern sind schon da.
Christian Alt: Die Eltern sind schon da.
Anna Bühler: Die Eltern sind schon da, genau. Und genau so ist es auch. Also das ist ein Kommen und Gehen. Alle müssen irgendwie noch oft knapp, knapp, knapp in der Hektik alles irgendwie noch beschaffen. Teppiche müssen ausgerollt werden auf diesen mega langen Korridoren. Und tatsächlich kommt dann David Blairs Familie noch zu Besuch und darf dieses Schiff einmal begehen, darf Tee trinken und so. Und alle sind einfach stolz. Also die Familie auf ihren David.
Christian Alt: Er hat es geschafft. Ja.
Anna Bühler: Jetzt kommt das Problem. Ich finde es bis hierhin super sympathisch, weil man sympathisiert mit ihm. Sein Traum ist wahr geworden. Der kleine Matrose wird jetzt hier der zweite Kapitän des fettesten Schiffs der Welt. Freut sich wie Bolle. Alles ist geil. Hat den Höhenflug. Jetzt kommt der Schlag in die Fresse. David Blair wird gekündigt. Oh. Ja. Allerdings ist es jetzt nicht unbedingt seine Schuld. Also er hat nichts verbrochen. Er hat nichts schlecht gemacht. Aber er bekommt am 4. April, also acht Tage vorab, bevor die Titanic ablegt, die Nachricht, dass es einen neuen ersten Offizier gibt. Henry Wild kommt an Bord. Der hat mehr Erfahrung als der aktuelle Henry Wild-Wald-Thing. Und der hat einfach mehr Erfahrung. Das ist natürlich auch sehr wichtig bei so einem fetten Schiff. Das heißt, der erste Offizier wird zweiter Offizier und David Blair muss gehen.
Christian Alt: Okay. Es gibt keinen dritten Offizier.
Anna Bühler: Gibt es aber. Der bleibt und einfach David ist der, der gehen muss. Ich weiß auch nicht genau wieso. Wie tragisch. Vielleicht war er doch nicht so beliebt. Vielleicht gibt es da doch noch hier und da ein bisschen Flüsterei, dass er doof ist oder so. Er muss das Schiff also vor Abfahrt verlassen. Ja, er setzt sich um 23 Uhr an das Tischchen in seiner Kabine an diesem Tag, wo er entlassen wird und schreibt seiner Schwägerin eine Postkarte, in der er nochmal sagt. Dieses fabelhafte Schiff.
Christian Alt: Ich bin zutiefst enttäuscht.
Anna Bühler: Ich werde nicht die erste Reise mit diesem Schiff mitmachen. Ich hoffe, dass ich irgendwann zurückkommen kann an Bord der Titanic. Also man kann eigentlich schon sagen, ja, für so ein normalerweise für die Zehner Jahre, für die emotional verkappten Männer, die es damals gehabt, schon ganz schön emotionaler Brief. Ja, da hat er sich richtig mal sein Herz ausgeschüttet.
Christian Alt: Der Hammer. Andererseits ist nicht gestorben.
Anna Bühler: Also voll gut. Also das Gute ist, ja, das wusste er da noch nicht. Er muss also das Schiff verlassen. Er checkt nochmal alles, dass er alles ordentlich für die Crew hinterlässt, geht von Bord, guckt nochmal Ferngläser sind im Schrank, alles verstaut. Wunderbar. Er schließt ab, atmet nochmal die Luft des Erfolgs und geht von Bord. Jetzt fragt man sich natürlich, warum wird so kurzfristig das Personal noch ausgetauscht? Und ja, man muss es sich so vorstellen, was für ein Druck diese Reederei auf sich, was da für ein Druck auf der lastet. Also die Öffentlichkeit erwartet natürlich das Größte. Und der Chef der Reederei, der heißt Bruce Ismay.
Christian Alt: Der ist auch in Titanic, spielt auch mit. Also der sitzt am Tisch mit Rose und sagt dann so, ja, wir haben das größte Schiff der Welt. Blablabla und so. Und der ist auch dabei.
Anna Bühler: Ja, klar. Also der muss ja auch, ja, der ist das Gesicht im Grunde. Der ist das Gesicht dieses Projekts. Es ist das transatlantische Fernreisefahrzeug. zu der Zeit, weil es gibt ja noch keine Flugzeuge, muss man mal bedenken, wenn man es in zwölf. Ich habe es schon erzählt, der Handel und der Tourismus zwischen den USA und Europa wird mehr und mehr. Das heißt, also ja, dieses Schiff soll echt einiges liefern. Und dieser Bruce Ismay ist eben auch der, der vor der Zeitung, vor der Presse steht und sagt, das ist dieses luxuriöse Ding. Es ist unsinkbar. Also er hat im Grunde dieses Bild auch in die Welt gesetzt und muss natürlich jetzt liefern. Muss jetzt natürlich dafür sorgen, dass dieses Schiff unsinkbar ist. Das heißt, es macht für ihn schon Sinn, erfahrene Leute an Bord zu holen und vielleicht dann doch den kleinen Matrosen aus Southampton zu ersetzen durch jemanden, der mehr Erfahrung hat. Am 10. April legt die Titanic also ab. Bruce Ismay steht vorne am Bug. Der Wind weht ihm durch den Schnurrbart. Alle winken. Und David Blair steht aber nicht auf der Titanic, sondern an Land, guckt, wie dieses Schiff ablegt, hat wahrscheinlich eine Träne im Auge, packt sich in die Hosentasche und denkt, was ist das denn? Scheiße. Der Schlüssel für die Ferngläser.
Christian Alt: Ups.
Anna Bühler: Egal. So hochwerfen. Erst mal beim Pokern verzocken oder so. Ja, Scheiße. David Blair zieht die Schlüssel für die Ferngläser, die er noch sauber und ordentlich verstaut und abgesperrt hat, aus seiner Hosentasche. Und denkt sich so, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Okay, muss ja vorstellen, dieses Boot legt gerade ab. Und dann denkt er sich so, okay, also fuck, das ist das größte Scheißschiff der Welt. Es ist der luxuriöseste Dampfer, der ist Jahrtausend. Die werden schon andere Schlüssel haben. Die werden wohl ein zweites Schlüssel haben. Oder ansonsten einen dicken Hammer. Hauen sie halt da irgendwie in die Truhe ein. Also come on. Cut. Der 5. April.
Christian Alt: David Blair streckt sich einfach noch.
Anna Bühler: Denkt sich immer noch so, fuck, ich hätte der zweite offizielle Titanic sein können. Egal. Ich hole mir mal einen Kaffee, mach die Tageszeitung auf und da steht, what the fuck. Letzte Nacht ist die Titanic. Ja, wie konnte das passieren? Er guckt natürlich auf die Keksose, wo die Schlüssel für die scheiß Ferngläser drin sind. Denkt sich so, hoffentlich kommt mir niemand auf die Schlüssel. Und dann kommt er zu mir und sagt, ich muss das machen. Und dann kommt er zu mir und sagt, ich muss das machen. Und dann kommt er zu mir und sagt, ich muss das machen. Und dann kommt er zu mir und sagt, ich muss das machen. Ja, die scheiß Ferngläser drin sind, denkt sich so, hoffentlich kommt mir niemand auf die Schliche. Also in den Zeitungen wird da natürlich schon wild spekuliert, was kann dieses Schiff zum Untergehen bringen. In Großbritannien gibt es dann auch eine 36-tage lang dauernde staatliche Anhörung. Alle Überlebenden werden wieder nach Europa geholt, werden befragt. Es gibt auch in den USA noch eine so eine ähnliche Untersuchung. Aber es kann sich tatsächlich niemand so richtig erklären, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Es liegt auch daran, dass keiner wirklich Verantwortung übernehmen möchte für dieses unsägendbare Ding, das dann doch gesunken ist. Der Redereichef Ismay auch nicht. Funfact, er hat überlebt. Warum? Das kommen wir nachher noch zu. Und auch zwei Männer, die in der Nacht Ausschau halten mussten, können sich nicht erklären, wie es passieren konnte, dass man an diesen Eisberg rammt. Die beiden heißen Frederick Fleet und Reginald Lee. Das sind die zwei Matrosen, die quasi abgestellt waren in dieser Nacht, als die Titanic auf den Eisberg traf, um eigentlich Eisberge zu sehen. Die, die die Ferngläser haben. Die, die die Ferngläser haben, hätten haben sollen. Sie sagen bei dieser Anhörung eben aus, ja, wir hätten die haben sollen. Wir hatten aber keine Ferngläser, weil David Blair hat die Schlüssel mitgenommen. Deswegen, wir konnten unseren Job gar nicht machen. Auch eine billige Ausrede.
Christian Alt: Eine sehr billige Ausrede.
Anna Bühler: Ja, es wird zu einem riesigen Medienskandal aufgeblasen. Eben diese fehlenden Schlüssel der Titanic. Also David Blair kommt nicht einfach davon und kann so tun, als hätte er von nichts gewusst. Es wird ziemlich schnell klar, weil diese beiden Matrosen eben aussagen. Das Problem ist, diese beiden Matrosen sagen, hey, David Blair ist schuld. Wenn der nicht gewesen wäre oder wenn der die Schlüssel an Bord gelassen hätte, wären wir nicht untergegangen. Das hat ein bisschen ein Loch. Das erklärt uns auch Malte Fiebing-Peterson. Bei dem haben wir nachgefragt, er ist der Vorsitzende des deutschen Titanic-Vereins. Und dieser Verein beschäftigt sich mit der deutschen Perspektive auf den Titanic-Untergang. Und der erkennt genau diese Untersuchungsprotokolle von diesen beiden Matrosen Lee und Fleet. Was die zu diesen Ferngläser sagen.
Speaker 2: Diese beiden Herren haben eben ausgesagt, dass sie, und ich zitiere da aus dem Protokoll dieser Untersuchung, den Eisberg vermutlich etwas früher gesehen hätten. Und das ist der einzige Ansatz dieser ganzen Geschichte. Die beiden Männer, die also, man kann es ja vielleicht mal ein bisschen platt sagen, versagt haben, die haben ihren Job nicht richtig gemacht.
Anna Bühler: Genau, es hat so einen komischen Beigeschmack, ja. Also obwohl ich als erstes auch gedacht habe, ja, natürlich braucht man noch Ferngläser, um eine Gefahr zu wittern und zu sehen. Es ist nicht ganz richtig. Also lass uns das nochmal genau durchdenken. Man denkt ja, okay, du stehst da oben in diesem Cockpit und das einzige, was du brauchst, ist irgendwie ein Fernglas, um zu gucken. Stimmt aber nicht, sagt Fiebing-Peterson.
Speaker 2: Der Ausgrupp schaut in der Nacht vor allem, gerade nachts, mit den bloßen Augen den Horizont ab und versucht, Dinge zu sehen, die irgendwo im Weg sind. Erst wenn diese Person dann denkt, etwas zu sehen, greift es nach den Ferngläser, um sicher zu sein, was das ist und ob ihm das gefährlich sein kann.
Anna Bühler: Das ist also Punkt eins. Sie hätten es mit dem bloßen Auge sehen können und nicht nur mit dem Fernglas. Aber die Seemänner haben sich sowieso als erstes auf ihre eigenen Augen verlassen, weil...
Speaker 2: Das Fernglas holt ja Sachen, die man schon sieht, nur näher ran. Die Vorstellung, dass mit dem Fernglas der Horizont abgesucht wird, das haben wir so ein bisschen aus irgendwelchen Erste-Weltkriegs-Filmen oder irgendwelchen anderen Dokumenten, die aber nicht echt sind, sondern nachgestellt sind im Kopf.
Anna Bühler: Genau. Ziemlich einfach, ne? Also Sachen, die du mit dem Fernglas siehst, solltest du mit dem bloßen Auge auch sehen. Man kennt das ja auch, wenn du mal ein Fernglas benutzt. Du guckst ja erst so, keine Ahnung, stehst irgendwie am Meer und da hinten ist vielleicht irgendwie ein Schiff und du möchtest es näher ranholen. Dann kannst du ja nicht einfach mit dem Fernglas gucken, weil dann findest du es wahrscheinlich gar nicht. Das heißt, du musst ja erst mal gucken, wo richtest du das Fernglas überhaupt hin. Das ist sozusagen die Erklärung, weshalb die Aussage dieser beiden Matrosen, die ja immer David Blair als Schuldigen hinstellen, nicht ganz richtig sein kann.
Christian Alt: Außerdem ist es natürlich total Wohlfall zu sagen, ja der Typ, den wir vor ein paar Tagen gefeuert haben, der ist schuld, weil wir hatten keine Schlüssel. Also man macht es sich da natürlich auch sehr, sehr einfach. Also vielleicht liegt es auch eher daran, dass man Vollgas durch einen Eisbergmeer ballert, dass man auf einen Eisberg trifft. Ja, voll.
Anna Bühler: Oder dass man Vollgas, wie du sagst, gibt anstatt, dass man vielleicht ein bisschen Vorsicht den Gang runterschaltet oder zwei.
Christian Alt: Dann kommt man halt nicht morgens zum Frühstück in New York an, sondern vielleicht eher nachmittags.
Anna Bühler: Ja, wenn man anstatt zum Tee.
Christian Alt: Ja, who cares. Ja genau.
Anna Bühler: Was übrigens auch lustig ist, dass es total irre, dass diese beiden Matrosen sich auf diese These stützen, dass sie keine Ferngläser gehabt hätten. Weil anscheinend ist es so gewesen damals, dass auf vielen Booten genau an diesem Ausblickspunkt keine Ferngläser bereitgestellt wurden, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass die Matrosen die Ausschau halten meistens eher in andere Schiffe reingegafft haben mit den Ferngläsern. Anstatt dass sie aufs Meer geguckt haben. Und das hat sie anscheinend immer viel mehr abgelenkt von ihrem eigentlichen Job, weil immer so, ah, da, da, der Horizont.
Christian Alt: Die Frau des Kapitäns, Nippelwetter.
Anna Bühler: Das ist so. Das ist das. Und dann war so die Lösung, wir nehmen die Ferngläser weg.
Christian Alt: Also was mir am meisten in der Davin gefällt, das mag, ist, dass man einfach weiß, Menschen waren früher genauso dumm wie heute. Genauso dumm. Außer dass sie keine Smartphones hatten. Also das ist alles gleich.
Anna Bühler: Alles gleich. Also die zwei Matrosen Ernie und Bär da oben drin. Ja, deswegen so, okay, nimm den Trottel lieber von vorne rein. Das Ausguckrohr weg. Also deswegen, diese These hat so ein paar Löcher. Fliet und Fie hätten also ihren Job sehr, sehr gut machen können in dieser Nacht, obwohl David Blair die Schlüssel in der Hosentasche hatte. Was mich zum nächsten Punkt bringt, nämlich Punkt zwei, das menschliche Versagen, was auf ganzer Strecke auf dieser Titanic passiert ist. Also weit über unsere zwei Ausguckmatrosen da hinaus. Man dachte ja damals, dass sobald man die Gefahr sehen kann, hat man immer noch genug Zeit rechtzeitig auszuweichen. Also egal, wie schnell die Titanic über den Atlantik schippert, man hätte einfach nur die Bremse reinhauen müssen. Und dann wäre man vor diesem Eisberg irgendwie schon schnell noch mal links abgebogen. Aber wir waren ungefähr 40 Kilometer pro Stunde in der Nacht unterwegs. Und das ist ein Problem, sagt Fiebing-Petersen.
Speaker 2: Um das mal ein bisschen zu vergleichen, kann man sagen, Sie fahren mal auf die Autobahn, fahren mit 150 nach und schalten Ihre Scheinwerfer aus. Das ist so von der Geschwindigkeit, vom Bremsweg und so weiter vergleichbar. Das kommt uns natürlich nicht in den Sinn heute. Das würden wir natürlich niemals tun.
Anna Bühler: Aber damals war das irgendwie normal. Also das mich zu Punkt drei bringt, selbst als man den Eisberg gesehen hat, ist man immer noch mit derselben Geschwindigkeit gefahren. Da haben die auch nicht die Bremse reingehauen. Und das mit der damals gängigen Philosophie, sagt Fiebing-Petersen.
Speaker 2: Wenn wir schneller fahren, sind wir schneller aus der Scheiße raus.
Anna Bühler: Oder in die Scheiße rein. Ist ja alles eine Deutungssache. Also wir merken, David Blair ist in dieser Geschichte der Titanic... Der Sündenbock. Der Sündenbock, exakt. Er hat Scheiße gebaut. Man kann es wirklich nicht anders sagen. Vielleicht ist es auch gar nicht schlecht, dass er nicht auf der Titanic dabei war. Vielleicht wäre sie früher untergegangen, weil er halt irgendwie so ein bisschen, ja, weiß nicht, nur mit der einen Hälfte seiner Gedanken dabei war und von der anderen vielleicht einfach zugeflasht war. Wer weiß, was er in seiner Aufregung noch verbockt hätte. Man kann schon sagen, der Typ hat es verkackt. Aber war er schuld daran, dass die Titanic untergegangen ist? Wahrscheinlich nicht. Es gibt eine Reihe von Gründen. Die Selbstüberschätzung der ganzen Crew, der Reederei ist wahrscheinlich der größte Punkt. Man kann Vollgas irgendwie ins Nichts steuern. Ja, wir sehen ja nichts. Dann ist ja auch nichts da.
Christian Alt: Dann ist ja auch nichts da, genau.
Anna Bühler: Das ist natürlich alles ein viel größerer Grund, warum die Titanic gesunken ist. Aber immerhin trotzdem, er hat diese Schlüssel gehabt. Er hat die Schuld gefühlt. Er hatte Schuldgefühle bis in den Tod, was einem sehr, sehr leid tun kann tatsächlich. Wir müssen uns jetzt trotzdem fragen, warum haben wir die Geschichte von Blair erzählt? Man kann diesen Overall Fail der Titanic an seiner Geschichte schon ganz gut erzählen. Nämlich dieser Irrglaube, dass der Mensch am Höhepunkt seiner technischen Innovation und seines Schaffens die Natur besiegen kann. Ja, sorry. Ist halt nicht so. Das holte ich auf jeden Fall irgendwann ein. Sehr, sehr viel Chaos war da. Es wurde alles gehetzt und unbedacht gemacht. Und das kommt natürlich in diesem Bild von David Blair schon ganz gut zur Geltung. Und ja, am Ende hat er irgendwie für sich die Verantwortung übernommen, obwohl er wahrscheinlich der Letzte ist, der es hätte machen müssen.
Christian Alt: Ein guter Kapitän geht immer als Letztes von Bord. Und ein guter zweiter Offizier hat bis in den Tod Schuldgefühle, weil er irgendwas verkackt hat.
Anna Bühler: Ja, und ein guter Kapitän geht unter. Guter Stichpunkt. Dieser Ismay, von dem wir vorhin gesprochen haben, von dem du erzählt hast, dass er im Film auch mit Rose am Tisch sitzt und nochmal ein bisschen mackermäßig erzählt, wie geil er dieses Schiff hier aufgebaut hat. Der ist ja auf ein Rettungsboot gesprungen am Ende noch. Also der Kapitän-Kapitän, da gibt es ja diese Szene im Film, wo er nochmal einsam in seiner Hütte steht oben und salutiert nochmal. Und der Reedereichef ist ja der Wichser, der dann, es wurde halt darauf geachtet, immer nur Frauen und Kinder auf die Rettungsboote. Es gab viel zu wenig Rettungsboote, also möglichst Frauen und Kinder drauf. Und dieser Reedereichef springt in letzter Sekunde noch auf ein Rettungsboot. Total beschissen. Hat sich dann auf dem Rettungsschiff anscheinend in eine Privatkabine eingeschlossen, bis sie in New York angekommen sind. Krass. Hat also überlebt, aber der ruft natürlich nicht. Er hat gesagt, ich habe ein reines Gewissen als asozialer Egoist, der sich selbst gerettet hat. Aber tatsächlich haben die Senatoren der US-Anhörung, die es ja gab, dann zum Ergebnis gebracht, dass die Kollision hätte vermieden werden können und er ist auch mit Schuld dran.
Christian Alt: Ja, Epic Fail, der Untergang der Titanic. An allen Ecken und Enden aber guter Film. Das war die Geschichte von David Blair, der Typ, der der Sündenbock für den Untergang der Titanic war. Da wir gefällt hast, ist seine Produktion von Kugel und Niere mit Christian Alt und Anna Bühler. Ressourchiert hat diese Folge Janina Rook. Herstellungsleitung Schalka T-Tik. Produktion Elisabeth Fee. Und wie gesagt, ihr findet uns, add da vingefällt das, auf Instagram und TikTok. Und schickt doch einfach mal ein Bild, wo ihr gerade da vingefällt das hört. Nichts Schmutziges bitte.
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