George Forster ist ein verurteilter Doppelmörder im London des 19. Jahrthunderts, aber sowas hat selbst er nicht verdient: Der Physiker Giovanni Aldini wartet nur darauf, bis Forster frisch vom Galgen in seiner Werkstatt angeliefert wird, denn er will ihn wieder zum Leben erwecken. Giovanni Aldini ist Physiker und besessen von der Idee. Das Publikum ist fasziniert und kommt in Scharen – und dann geht die Gruselshow los.
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Transkript der Folge
(dieses Transkript wurde automatisch generiert)
Anna Bühler: Sag mal, Christian, hast du gerade dein Korgummi in deiner Hand gespuckt? Hab ich das richtig gesehen, oder?
Christian Alt: Okay, okay, pass auf. Also, ich hatte eben noch ein Korgummi drin, aber damit nicht die HörerInnen gut verstehen können, hab ich den Korgummi jetzt in meiner Hand getan, so.
Anna Bühler: Ich finde das voll okay. Weißt du, was ich immer mache mit meinem Korgummi, wenn ich den gerade nicht brauche? Zum Beispiel beim Biertrinken, dann klebe ich den oben aufs Glas drauf, auf die Vorderseite des Glases drauf. Ja. Und wenn ich's vergesse, dann geht das Glas so zurück in die Spüle. Das tut mir auch mal total leid, wenn ich dann nacherst merke, dass dieses Korgummi... Oder ich kleb's mir auf meine Handoberseite drauf. Ja, weil manchmal denke ich, ich will das Korgummi zwar jetzt nicht haben, vielleicht will ich's aber in einer Viertelstunde wieder. Und dann benutze ich das nochmal. Also wenn du dachtest, dass du ekelig bist...
Christian Alt: Anna mit den Korgummihänden oder was? Was ist da los?
Anna Bühler: Das ist wie bei Everything Everywhere All at once, keine Würstchenhände, sondern ich hab so Korgummihände. Klimper, klimper, klimper. Christian, worum geht's heute?
Christian Alt: Okay. Jetzt den Moment der Scham irgendwie überstehen. Also es geht heute um einen Wissenschaftler, der versucht, mit Elektrizität die Toten wieder zum Leben zu erwechseln. Hm. Von Kugel und Niere. Darwin gefällt das. Der History-Podcast über die Epic-Fails der Menschheitsgeschichte.
Anna Bühler: Aber nach jedem Sprung ist er wohl ein Stück mehr davon überzeugt, dass seine Idee sehr gut ist.
Christian Alt: Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Mit Anna Bühler und Christian Alt. Hier ist eine Tüte, kannst du da mal bitte reinscheißen? Ich nehm die mit ins Labor.
Anna Bühler: Natürlich macht er das nicht. Der sagt, hier ist ein Glas.
Christian Alt: Heute Giovannis Schocktherapie. Hey, und bevor es losgeht noch ein Hinweis in dieser Folge Sterben natürlich auch Menschen. Wenn ihr damit ein Problem habt, hört vielleicht eine andere Folge. Heute erzähl ich dir eine ganz besondere Geschichte, Anna. Und damit die ganze letzte Woche auf diesen Moment gefreut, wo ich dir jetzt endlich erzählen kann, um was es geht. Und ich bin so froh, dass es endlich raus kann, weil du immer zwischen Tür und Angel so zu mir ankommst und sagst, wenn ich dir jetzt erzählen könnte, was ich gerade gelesen habe, es wird so gut.
Anna Bühler: Und jetzt ist dieser Moment da. Ich frag mich, was ich jetzt erzählen kann. Es wird so gut. Und jetzt ist dieser Moment da. Ich freu mich auch ganz besonders. Frankenstein ist ein Monster, das geschaffen wurde. Falsch.
Christian Alt: Wow. Frankenstein heißt der Arzt. Nein. Das ist Dr. Frankenstein. Ach, ja klar. Und das Monster heißt Frankensteins Monster. Schon direkt verkackt. Okay, er wurde geschaffen, da wo die Vampire herkommen. Nein, Ingolstadt.
Anna Bühler: Nein, wirklich. Ich dachte, der ist...
Christian Alt: Wo kommen da die Vampire her? Dracula? Ja, Dracula ist auch so Rumänien da hinten, die Ecke.
Anna Bühler: Ja, da dachte ich, da kommt der auch her.
Christian Alt: Aus Transsilvanien. Kommt er auch nicht, aber er ist grün.
Anna Bühler: Eigentlich auch nicht. In dem Originalroman von Mary Shelley ist auch Frankensteins Monster nicht grün.
Christian Alt: Jetzt aber habe ich einen Effekt. Ja.
Anna Bühler: Unsere Schauspielerinnen haben sich mit der Schauspielerin in der Schauspielerin einen Effekt. Und zwar spielt ein Teil der Geschichte von Frankenstein am Ostfriedhof in München. Ah nee, das war wieder Dracula. Okay, okay. Ich glaube, da wurde irgendeiner von Dracula begraben an diesem Friedhof. Weißt du was? Erzähl jetzt einfach und stell mir keine Fragen mehr, die irgendeinen Wissen voraussetzen, was ich sowieso nicht habe.
Christian Alt: Okay. Frankenstein oder der moderne Prometheus, wie der vollständige Titel des Romans von Mary Shelley ist, ist ein Roman 1818 erschienen. Und ich erzähle dir aber nicht die Geschichte dieses Romans. Ich erzähle dir die Geschichte der Vorlage für diesen Roman. Ah, schön. Denn es gab einen real live Dr. Frankenstein, der versucht hat, einen Menschen wieder zum Leben zu erwecken, mit Hilfe von Elektrizität.
Anna Bühler: Okay, es wird richtig creepy.
Christian Alt: Ich habe das Gefühl, es wird richtig creepy.
Anna Bühler: Weißt du, was ich sehr schnell Albträume kriege? Ich komme so ganz nah ran.
Christian Alt: Setz mal meine Spukstimme auf. Aber die Geschichte beginnt ganz lauschig in Italien. In Norditalien, in Bologna nämlich. Wir sind Ende des 18. Jahrhunderts und in Bologna lebt Luigi Galvani. Er ist so ein zugeknöpfter Typ. Anatomie-Professor, Arzt auch.
Anna Bühler: Hat er irgendwas mit Elektrizität zu tun? Weil galvanisches irgendwas ist mir mal untergekommen.
Christian Alt: Galvanische Zelle bzw. das Frostschenkelexperiment.
Anna Bühler: Oh, genau.
Christian Alt: Galvani hat mit einem Metallbesteck einen Frostschenkel angefasst. Der hat dann angefangen zu zucken. Dann hat er gemerkt, okay, irgendwie ist in dem Frostschenkel Elektrizität drin.
Anna Bühler: Ich habe es noch nicht ganz verstanden. Was für ein Metallbesteck?
Christian Alt: Stell dir vor, du hast jetzt Messer und Gabel, ganz blöd gesagt, und hältst sie an einen Frostschenkel dran. Die sind verbunden mit einer elektrischen Quelle. Was er aber gedacht hat, war kompletter Bullshit, weil er dachte, in dem Frostschenkel ist tierische Elektrizität drin. Und Luigi Galvani hat dann aufgeschrieben, 1792, also ein großes Werk verfasst über tierische Elektrizität. Und tatsächlich wissen wir heute, okay, das ist irgendwie falsch, das ist irgendwie Quatsch. Aber damals, müsst ihr euch vorstellen, sind alle komplett durchgedreht.
Anna Bühler: Haben die das dem geglaubt oder dachten, das ist ein Quack selber?
Christian Alt: Die haben es geglaubt. Alle dachten, dieser Galvani ist dran, das Geheimnis des Lebens zu entdecken. Dass er wirklich so was rausgefunden hat. Elektrizität hat man vorher schon gekannt. Man hat gesehen, wenn es blitzt oder so, statische Elektrizität kannte man auch. Aber dass jetzt in Lebewesen Elektrizität nachgewiesen wurde durch das Experiment, macht so einen Bereich des Göttlichen auf. Also Gott steckt in uns. Und man ist da ganz nah dran an der Göttlichkeit irgendwie, durch Elektrizität. Galvani war davon überzeugt, dass in Tieren selbst elektrische Energie ist. Galvanismus hat man es genannt, also tierische Elektrizität. Also Vorschenkelexperiment, das ist so elektrisch aufgeladenes Metall an zwei Enden des Vorschenkels gehalten. Der zuckt dann so, zack, fertig, Elektrizität. Aber ich merke irgendwie auch schon, ich kann dir das nicht so gut erklären, habe ich den Eindruck. War schon eigentlich gar nicht so schlecht.
Anna Bühler: Und dann der so bzzz und der andere so gggg.
Christian Alt: Ja, deswegen habe ich mir Hilfe geholt.
Speaker 2: Mein Name ist Dominik Groß, ich bin Medizinhistoriker und leite hier den Lehrstuhl für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Hier ist in dem Fall Aachen.
Christian Alt: Professor Groß hat mir erklärt, was das mit der tierischen Elektrizität auf sich hat.
Speaker 2: Sein Fokus war einfach die sogenannte tierische Elektrizität, so hat er das ja auch genannt. Die wollte er untersuchen und deshalb hat er sich mit Vorschenkeln beschäftigt, was wir heute noch unsere Medizinstudenten häufig im Physiologieseminar lernen im Studium, dass man, was jetzt heutzutage aus tierethischer Sicht mehr und mehr umstritten ist, aber dass man Vorschenkel reizt und dann feststellt, diese Muskeln zucken. Also gibt es einen Zusammenhang zwischen der Reizung eines Nerven und einer Muskelreaktion. Also die Muskeln, das kann man damit nachweisen, sind also innerviert, die werden mit Nerven versorgt. Und wenn der Nerv stimuliert wird, dann zuckt der Muskel zusammen. Und das wollte er eben zeigen anhand von Tieren und hat sich deshalb auf Vorschenkel spezialisiert, weil das dort auch besonders leicht und eindrücklich auszulösen war.
Christian Alt: Galvani ist so in dieser Zeit wirklich so King of Kotlets. Der ist, also wenn es Nobelpreise damals schon gegeben hätte, der hätte sie alle gewonnen eigentlich. Schickt dann so eine Studie an alle seinen Kollegen und sagt so, guck mal wie geil ich bin hier, guck mal was ich rausgefunden habe, geil, geil, geil. Und einer, der immer diese Studie schickt, liest die und denkt sich, das ist Bullshit. Und das ist Alessandro Volta. Und Alessandro Volta kennt man auch noch jetzt aus der Volt. Genau, eben.
Anna Bühler: Alessandro Volta so, Moment, Moment. Der hat diese Partei gegründet, oder? Volta. War das der? Den kennen wir noch, oder? Ja. Ja.
Christian Alt: Der hat ja so ein paar Körner aufgehängt. Ja, genau. Das ist der. Auf jeden Fall Alessandro Volta denkt sich so, ne, ne, ne Freundchen, das ist totaler Bullshit, was du da rausgefunden hast. Weil es liegt nicht daran, dass in dem Vorsch Strom ist, sondern du hast hier zwei Metalle irgendwie miteinander verbunden. Und das muss mit diesen Metallen zu tun haben. Also Elektrizität ist nicht in dem Tier selbst drin, sondern in den Metallen. Und dann entbricht daraus praktisch ein riesiger Wissenschaftsstreit. Also so wirklich so ein richtiger Wissenschaftsgrabenkampf. Plötzlich musstest du dich entscheiden, auf welcher Seite stehst du. Bist du eher im Galvani-Lager oder eher am Volta-Lager. Das Ding ist, Volta kommt aus Pardua und das ist auch nicht weit weg. Es ist auch in Norditalien. Musst du dir das so vorstellen, die sitzen beide in ihren Experimentierstupen und schreiben halt so wissenschaftliche Kommentare und schicken die an den anderen.
Anna Bühler: Der andere bekommt die und denkt so, nein, ich widerlege dich mit einem neuen Experiment.
Christian Alt: Und so geht das hin und her. Und gleichzeitig scharen sich dann Anhänger um die beiden. Ich erzähle das nur deswegen, weil das ist der Hintergrund, von dem die heutige Geschichte spielt. Die Motivation für den, den wir gleich treffen, ist diesen Streit zu gewinnen, diesen Streit zu entscheiden und einen für alle Mal zu lösen. Und deswegen ist dieser Streit wichtig, weil den, den wir treffen, ist der Neffe von Galvani. Der Neffe vom Froschenkelmann.
Anna Bühler: Und er ist wahrscheinlich auf der Seite des Froschenkelmanns.
Christian Alt: Der ist sowas von auf der Seite vom Froschenkelmann.
Anna Bühler: So ein geiler Imbiss-Budenname, oder? Der Froschenkelmann.
Christian Alt: Ja, das brauchen wir noch für einen, für Volta. Volta war so angetrieben, davon Galvani zu zerstören, also beziehungsweise so zu widerlegen, dass er eine Erfindung gemacht hat, die wir heute noch benutzen. Also ich habe hier so mein Handy liegen, da ist eine Batterie drin und Volta erfindet die Volta-Säule. Das ist einfach so mit verschiedenen Metallen die erste Batterie der Welt. Die hat er nur erfunden, um Galvani zu zeigen, dass er Unrecht hat und wir benutzen die heute noch. Das ist schon mal so ein kleines Ding. Also wir haben den Froschenkelmann und wir haben den Batteriemann. Ja, genau. Oder?
Anna Bühler: Ja, sehr gut. Und der Froschenkelmann hat einen Neffen.
Christian Alt: Der Neffe heißt Giovanni Aldini und als Giovanni Aldini vier, fünf, sechs Jahre, also ganz, ganz jung ist, da hat er ein ganz, ganz schlimmes Fieber und wäre fast dran gestorben. Und der einzige, der ihm in letzter Sekunde noch hilft, ist sein Onkel. Der Froschenkelmann.
Anna Bühler: Der Froschenkelmann, Galvani.
Christian Alt: Weil Galvani ist ja Arzt und er päppelt den Kleinen dann so wieder auf. Und seit diesem Moment ist sein Onkel für ihn so was wie eine Lichtgestalte. Er ist halt so ein Übervater für ihn und er will komplett in seine Fußstapfen treten. Also Aldini studiert auch Physik, er wird auch Professor und er schreibt sogar die wissenschaftlichen Kommentare für seinen Onkel und versucht der Welt zu zeigen, dass das, was sein Onkel die Lichtgestalt erfunden hat, war es. Tierische Elektrozytät existiert. Auf jeden Fall, die Geschichte geht weiter. Und irgendwann kommt Napoleon. Napoleon fällt in Norditalien ein und will, dass Galvani, der Froschenkelmann, den Treueeid auf die neue Republik schwört und der so, leiste hier doch keinen Treueeid auf Napoleon. Ne, wird dann rausgeschmissen an der Uni, weil er das eben nicht macht und stirbt tatsächlich innerhalb von einem Jahr.
Anna Bühler: Wir sind jetzt so gerade Anfang des 19. Jahrhunderts.
Christian Alt: Ne, wir sind jetzt so 1798. Okay. Ich erzähl's nur deswegen, weil Aldini ab diesem Zeitpunkt komplett davon überzeugt ist, das Erbe seines Onkels weiterzutragen. Er gründet die Galvani-Stiftung. Er sagt, okay, wir müssen jetzt noch mehr Leute auf unsere Seite ziehen. Es gibt nicht mehr den großen Vordenker, das muss ich jetzt sein. Und er fängt dann eben an, sein großes Talent auszuspielen, weil Aldini ist nicht nur Wissenschaftler, sondern eben auch Showman. Und er fängt an, Experimente zu machen, die dieser Onkel gemacht hat, aber eben nur so ein bisschen mehr aufsehenerregend. Also Aldini macht aus Wissenschaft Entertainment, so eine richtige Show. Und jedenfalls, Aldini, der macht das ja zu Ehren seines Onkels, machte die Experimente, nur liegt er leider total daneben.
Speaker 2: Zumal es Aldini ja auch letztlich falsch gedeutet hat. Er hat ja gemeint, dass das, was er auslöst, der Lebenskraft zu verdanken sei, die noch in frisch verstorbenen Leichen sozusagen wohnt. Also er hat die falschen Schlüsse gezogen. Im Grunde hat er ja einfach nur Elektrizität erzeugt, aber er dachte, er weiß damit verbliebene Lebenskraft in diesen Körpern nach. Also er ist im Grunde gar nicht auf den Trichter gekommen, dass er eine ganz normale Auslösung eines elektrischen Stroms produziert. Und dass das nichts damit zu tun hat, dass in einer menschlichen Leiche spezifisch Lebenskraft wohnt. Zurück zur Geschichte.
Christian Alt: Der Froschinkelmann ist tot und Aldini so, okay, ich muss jetzt die Wissenschaft meines Onkels nach vorne bringen. Er packt also so einen kleinen Planwagen und er tut da so eine Batterie drauf und so eine Bücher und so weiter. Und dann fährt er durch ganz Europa, fährt seit Berlin in Paris und macht dann immer größere Experimente. Also sein Standardmove ist so ein bisschen, schneidet einfach in der Kuh den Kopf ab und dann hält er da so Elektroden dran und dann zuckt die Kuh halt so ein bisschen. Dann klimpert ein bisschen das Augenlieb und dann streckt die so die Zunge raus, um zu zeigen, guck mal, das kann man mit Elektrizität alles so anstellen. Aber das reicht natürlich nicht, wenn du jetzt irgendwie die große Bühne suchst und irgendwie willst, dass die ganze Welt über dich schreibt.
Anna Bühler: Ich finde das schon berichtenswert, wenn da so ein Typ einen Kuhkopf lebendig macht.
Christian Alt: Naja, aber nur für einen kurzen Zeitraum, die glinzelt dann so, man macht so... Was soll man machen? Krass creepy. Macht die Kuh, irgendwann nutzt sich das ja auch ab. Du willst ja auch nicht der Typ mit den Kuhköpfen sein. Du willst ja in die Geschichtsbücher eingehen, als der Mensch, der irgendwie einverallemal bewiesen hat, dass sein Onkel Recht hatte, dass in Menschen oder in Lebewesen Elektrizität ist und man die nutzen kann, um sie vielleicht wieder lebendig zu machen. Also braucht er einen größeren Move? Er braucht einen größeren Move und den größeren Move, den kann er nur in London bringen. Wieso? Zwei Gründe. Der erste Grund, es gibt in London halt ein Gesetz, also wurde 1754 erlassen und dieses Gesetz besagt, dass man an den Leichen von Hingerichteten so viel experimentieren darf, wie man will.
Anna Bühler: Weil die waren eh wahrscheinlich kriminell und so nichts wert. Hier, macht mal.
Christian Alt: Genau, und man will die einfach demütigen über den Tod hinaus.
Anna Bühler: Das ist so moralisch, das ist einfach so wertvoll, das ist so gut.
Christian Alt: Und der zweite Grund ist, in London wird noch erhangen und nicht geotiniert, weil in ganz Frankreich und Europa schneidet man zwischen den Leuten einfach den Kopf ab und dann sind die tot. Aber man will ja so eine ganze frische Leiche haben. Du kannst ja nicht nur mit dem Kopf arbeiten, du brauchst eine ganze Leiche einfach.
Anna Bühler: Du willst das nicht am Kopf nur so, nur so. das Augenlied so kling kling, wie bei Charlie, der Mörderpuppenartig. Ja, da komme ich gleich zu, Anna.
Christian Alt: Nein!
Anna Bühler: Siehste, ich sagte, ich werde Albträume haben.
Christian Alt: Der braucht den Kopf und den Kopf und das Herz und die Lunge, damit man vielleicht so einen Menschen wieder zum Leben erwecken kann. Weil das ist so das Ding, einen Menschen zum Leben zu erwecken, das wäre der größte Move, den er bringen kann, um zu beweisen, dass sein Onkel Recht hatte. Deswegen geht er nach London und wartet da auf eine Leiche. Hier kommen wir jetzt tatsächlich zu unserem Opfer. Unser Opfer, Frankensteins Monster, heißt nämlich George Forster. Das ist ein Mann, der ist in die Geschichtbücher eingegangen als Real-Life Frankensteins Monster. 1803 wurde der zum Tote verurteilt, weil er angeblich seine Frau und seine Tochter in der Themse ertränkt haben soll. George Forster hat einen relativ absurden Prozess gehabt. Er hat sich so gewundert, das geht alles irgendwie super schnell. Also der Gerichtsdiener Mr. Pass, hieß der, lädt kaum Zeugen vor und irgendwie werden Beweismittel nicht richtig aufgeführt.
Anna Bühler: Also irgendwie Verdacht auf Schikane oder?
Christian Alt: Ja, aber George Forster ist nicht so der Schlauste, muss man auch dazu sagen. Also ein bisschen dümmlich, aber sehr, sehr fromm. Und er wundert sich so ein bisschen, aber er hebt auch nicht wirklich einen Spruch. George Forster sagt bis zum Schluss, er hat nicht seine Tochter und seine Frau umgebracht, aber es hilft ihm alles nicht, er wird zum Tote verurteilt. Was George Forster aber nicht weiß, dieser Typ, der Gerichtsdiener Mr. Pass, der arbeitet für Aldini. Das ist der Lackai von dem.
Anna Bühler: Also mal ganz kurz, also das heißt, der Aldini hat wahrscheinlich den Pass beauftragt, den Prozess für diesen einen Typen, der wahrscheinlich eventuell irgendwas mit seiner Frau und seiner Tochter gemacht hat, diesen Prozess möglichst schnell zu Ende zu bringen, damit er seine Leiche kriegt. Genau, weil... Kontakte braucht man nicht, das ist das, was die Leute mal meinen, mit Vitamin B. Man braucht einfach... Einfach networken. Man braucht einfach die richtigen Leute an den richtigen Positionen.
Christian Alt: Weil der Aldini, er hat so ein paar Kriterien, die er aufgestellt hat, was so eine Leiche einfach können muss. Die Leiche muss gesund sein. Das sind viele Menschen damals nicht. Die meisten Gefangene sind komplett unterernährt und siechen halt vor sich hin. Die Leiche muss möglichst jung sein. Auch ganz viele ältere Gefangene gibt es damals. Und sie muss möglichst frisch sein. Sobald die vom Strick kommt, die Leiche will er die sofort irgendwie wiederbeleben können. Tatsächlich, dieser Mr. Paas kümmert sich total rührend um George Forster. Der geht jeden Abend hin... Gibt ihm was zu essen. Ja, wirklich, wirklich. Der geht hin und gibt ihm was zu essen.
Anna Bühler: So morbide, ey. Das ist echt... Was für eine abgefuckte Welt. Genau.
Christian Alt: Und er weiß, so ein paar Wochen bist du reif, Freundchen. Das ist wie bei Hansel und Gretel, oder?
Anna Bühler: Genau, genau so. Wo du dir so an den Finger hinfasst und dann so, oh ja, der ist noch nicht speckig genug. Wie kriegt er noch einen kleinen Torte von mir? Genau.
Christian Alt: Also das ist die Challenge praktisch auf der einen Seite. Die andere Challenge für Aldini ist, er hat noch keine Kohle. Er hat sein Zirkus-Zell aufgebaut, aber er muss jetzt irgendwie Leute noch da reinkriegen. Und dann musst du jemanden haben, der irgendwie Promo für ihn macht und Tickets verkauft und so gefühlt. Und dann ist er halt in so Salons unterwegs, damals in London. Und macht halt wieder seine Kuhkopf-Experimente. Guck mal, was Strom so alles kann und so. Und versucht halt während dieser Salon-Experimente, Leute aus der feinen Gesellschaft davon zu überzeugen. Und dann kann man sagen, das ist eine gute Idee, ihm dieses einmalige Experiment, einen Menschen wieder zu beleben, zu finanzieren. Zum Beispiel spricht er generell aus der Marine an, der britischen Marine. Ob es denn nicht eine gute Idee wäre, einfach mal mit einem ertrunkenen Soldaten ein Experiment zu machen. Weil vielleicht kann er den ja wiederbeleben. Und dann steht er wieder auf und kämpft weiter. So als so ein Zombie praktisch. What the fuck? Hat er das wirklich geglaubt? Ja, vielleicht steht er wieder auf. Scheiße. Er findet dann tatsächlich einen Geldgeber. Und zwar die Humane Society of London. Das ist eine Wissenschaftsvereinigung. Das Experiment ist also on. Und jetzt muss nur noch George Foster verurteilt werden. Und jetzt mal zur Einordnung, bevor wir jetzt zu diesem Experiment kommen. Die Leute haben wirklich gedacht, dass er es vielleicht schaffen könnte. Das hat auch einen Grund, meint Professor Groß.
Speaker 2: Das 18. und Beginn der 19. Jahrhundert, in dem Aldini gewirkt hat, war auch genau die Zeit, wo die Leute an den Scheintod geglaubt haben. Und damit an die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nur scheinbar tot ist, aber wieder erweckbar ist. Also dass jemand zum Beispiel vorschnell begraben wird und dann eben im Sarg plötzlich aufwacht. Da sind diese ganzen Geschichten von Edgar Allan Poe, die sind inspiriert von dieser Scheintod-Thematik. Und es gab berühmte Ärzte wie Christoph Hufeland, die daran geglaubt haben, dass jemand zunächst noch nicht richtig tot ist, sondern dass es verschiedene Grade des Todes gibt, wobei man aus dem ersten Grad wieder erweckt werden kann. Und zu dieser Theorie hat wiederum ganz besonders gut gepasst, dass es Aldini gelungen ist, über elektrischen Strom an Leichenreaktionen auszulösen.
Anna Bühler: Das macht total Sinn. Abgefahren, oder?
Christian Alt: Ja, voll. Kennst du diesen Spruch? Jess ist nicht tot, er riecht nur ein bisschen komisch. Vielleicht wäre er einfach nur so in der ersten Stufe des Todes einfach.
Anna Bühler: Also bei Todesphasen muss ich an so Schlafphasen denken. Das ist ja die Remtodphase. Das zuckt halt manchmal noch ein bisschen. Genau.
Christian Alt: So, huuuch. Ja. Anyway, also das Experiment ist also on und dann geht's los. Also es ist der 17. Januar 1803, dunkler Tag, George Forster wird verurteilt. Er wird tatsächlich gehängt und seine Mitgefangenen ziehen ihn unten an den Füßen runter, während er hängt, damit er noch schneller stirbt, weil George Forster tierische Angst hatte und er... Ah, das war nett von denen quasi. Ja, ja, er sollte schneller zu Gott. George Forster war total fromm und er war auch total froh, als er gehört hat, dass dieser komische Aldini dann kommt und seine Experimente mit ihm macht, weil er hatte eine panische Angst davor, seziert zu werden, dass man ihm die Organe rausnimmt, weil dann kommt er nicht mehr in den Himmel
Anna Bühler: und so.
Christian Alt: Also laut Gesetz muss aber George Forster eine Stunde hängen, der baumelt dann also eine Stunde da rum und dann kommt Mr. Pass, schneidet ihn runter vom Galgen und packt ihn auf eine Pritsche und fährt ihn sofort in eine Halle, die nicht weit angemietet wurde.
Anna Bühler: Wo Aldini schon steht vor seinem Publikum und sagt, gleich passiert's.
Christian Alt: Genau, stell dir vor, so eine riesige Halle mit so einer Empore, überall stehen Leute, alle rauchen Zigarre oder so, es ist eine dicht gedrängte Stimmung. Plötzlich kommt der Pass mit der Leiche rein und so alle schweigen, so komplette Stille. Und dann packt Aldini praktisch George Forster auf so eine Pritsche, die in der Mitte des Raumes drapiert ist. Dann schmeißt er so seine Batterie an, die er da hat, macht das so Funken und Leute so, was passiert jetzt? Was passiert? Total dunkel draußen, früher Abend. Schon eine gute Show aber. Schon eine richtig gute Show. Die Leute gehen auch so instinktiv so ein paar Schritte zurück. Als Aldini dann so eine Elektrode nimmt und eine der Elektroden an die Schläfe von George Forster hält, gehen die Leute so zurück und er so, ne ne ne, komm mal näher ran, komm mal näher ran. Leute kommen also näher ran und dann hält er die andere Elektrode an den Mund von George Forster. Die Mundwinkel verziehen sich halt komplett zu so einer ganz düsteren Grimasse. Die feine Gesellschaft von England ist schockiert. Die Leute haben so etwas noch nie gesehen. Die sind schockiert. In manchen Berichten steht, dass Leute sogar in Ohnmacht gefallen sind, als das passiert ist. Aldini macht immer weiter, legt die Elektroden an andere Körperteile an. Der ist jetzt richtig in Fahrt. Und einmal, hast du eben schon gesagt, öffnet sich halt so George Forsters Augenblieb.
Anna Bühler: Und er schaut dann so und Leute so, aah, voll Angst. Das ist doch richtig spooky.
Christian Alt: Ja, und er geht dann immer mit seinem Stab immer weiter nach unten, hält den Leitstab so an die Armmuskeln und dann so. Nein. George Forster ballt die Faust. Nein. Und hebt den Arm nach oben und Leute drehen durch. Mr. Paz soll sich zum Beispiel so erschreckt haben, dass er einfach nur mit offenem Mund da steht und so. Krass. Kaum klar kommt. Und jetzt kommen wir zu der Stelle, wo die Berichte auseinandergehen, weil, wo sie nicht auseinandergehen, ist immer mehr Leute verlassen den Raum. Mhm. Beim Grund ist man sich aber unsicher. Also in Aldenis Version heißt es, die Leute seien zu geschockt. Leute verlassen den Raum. Manche sind in den Ohnmast gefallen. Die können sich das nicht mehr geben. Woanders liest man aber, dass so die Menge langsam unruhig wird, weil ganz ehrlich, Wiederbelebung sieht anders aus. Man hat hier so ein paar Grusel-Experimente jetzt gesehen. Und die Doktoren und Mitglieder der Humane Society denken sich so, aber, come on, where's the trick? Wann steht der Mann wieder auf?
Anna Bühler: Okay. Also, denen ist es doch nicht genug.
Christian Alt: Genau. Sie haben sich so einen ernsthaften Versuch gewünscht und kriegen halt hier so eine Show geliefert. Aber es passiert einfach nichts. Das Experiment gilt als gescheitert. Die Leute verlassen den Saal und Aldini bleibt allein mit Mr. Paz, dem Gerichtssieler, zurück. Und in einer Quelle heißt es, Aldini ist so sauer, dass er halt die Batterie umwirft und gegen die Pritsche tritt und die Metallplatten rausreißt und so. Also all das, was er irgendwie sich vorgestellt hat, hat er einfach nicht geschafft. Also er hat nicht nur die Humane Society enttäuscht, sondern wahrscheinlich auch zu dem Zeitpunkt schon geahnt, dass er irgendwie da an der Grenze steht. Das ist, was sein Onkel da rausgefunden hat, ein bisschen Quatsch ist. Oh oh. Und dann dieser Volta, dessen Ergebnis man ja irgendwie sehen kann, messen kann. Der hat die Volta, sollte ja da stehen. Dass das eigentlich die Zukunft ist. Also er weiß, glaube ich, zu diesem Zeitpunkt, okay, dieser Kampf, der ist verloren. Dieser Wissenschaftsstreit, der wird jetzt beigelegt, weil er hat nicht diesen Rettungswurf noch geschafft mit diesem Experiment. Also Aldini mega enttäuscht, benimmt sich wie ein kleines Kind. Psst, psst. Haut da so Sachen um und so. Und er geht dann und sagt zu Mr. Paz, Mr. Paz soll am nächsten Morgen aufräumen. Aber Mr. Paz ist am nächsten Morgen nicht da. Mr. Paz geht nach Hause, kommt die Tür rein und hat einen Herzinfarkt. Und im Autopsiebericht steht nur Dead of Fright. Er ist vor Todesangst gestorben. Weil Mr. Paz war in der Sekunde, wo George Foster so seine Faust geballt hat und so nach oben gestreckt hat, weil er überzeugt, dass er vielleicht doch in ein paar Sekunden gelebt hat, heißt es und ist deswegen an einem Herzinfarkt gestorben.
Anna Bühler: Aber erst eine Stunde später oder sind Sie zu Hause? Erst am Abend dann.
Christian Alt: Obwohl, jetzt mal, kommt für die langweilige Wissenschaft, Professor Groß, der sagt, das ist total unrealistisch, dass der Mr. Paz am Schreck gestorben ist. Aber die Geschichte ist besser, wenn er gestorben ist. Aber trotzdem hören wir mal das Linton.
Speaker 2: Die Frage ist, wie glaubhaft diese Schilderung ist. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aufgrund eines Schrecks verstirbt oder aufgrund eines Schocks. Ich könnte mir vorstellen, dass es schon Begleiterkrankungen gab, wie zum Beispiel eine heftige Herzerkrankung, die dann vielleicht dazu geführt hat, dass eine Herzreaktion ausgelöst wird, die dann zum Tod geführt hat. Aber dass jemand aus einer vollen Gesundheit heraus verstirbt aufgrund eines Schocks oder eines Schrecks, ist nicht sehr glaubhaft medizinisch gesehen. Aber wenn ein vollständiger Körper durch elektrischen Strom zur Bewegung gebracht werden kann und zum Krimasieren und dazu, dass sich Hände plötzlich aufrichten durch eine Reitstromreaktion, dann hat das natürlich wieder eine ganz andere Anmutung, dann kommt das ganz anders rüber. Und man kann sich sehr gut vorstellen, dass dieser Mr. Paz aufs Äußerste erschreckt war. Anders als Aldini, der ja schon Erfahrungen gesammelt hatte in früheren Experimenten.
Christian Alt: Ja, aber ich würde mal sagen, wir ignorieren das jetzt, was er da gesagt hat. Die Geschichte ist viel besser, wenn er wegen Schreck gestorben ist. So war das.
Anna Bühler: Immer diese Wissenschaft. Wir lieben eins auch.
Christian Alt: Tatsächlich hat Aldini Jahre später gesagt, dass seine Experimente total unmoralisch waren. Und dass man es besser nicht machen sollte.
Anna Bühler: Wegen dieser Leichensache? Oder aus welchen Gründen fand er es unmoralisch?
Christian Alt: Aldini sagt, deswegen Leichenteile, das wären okay. Aber so ganze Leiche, so Gottes Werk dann doch zu schänden, das geht zu weit.
Anna Bühler: Okay, ich versuche mal zusammenzufassen, was du mir gerade alles Irres erzählt hast. Es gab einen Wissenschaftsstreit zwischen dem Froschenkelmann und dem Batteriemann. Zwischen Wolter und Galvani. Galvani hatte einen Neffen, der die Geschichte seines Onkels weitererzählen wollte. Der zwischen zwei Welten stand, nämlich zwischen der Welt der Wissenschaft, in der Zahlen und Fakten gelten, an die er sich auch gehalten hat. Aber auch auf der anderen Seite ist er so ein kleiner Thomas-Gott-Schalk im Herzen. Und will die Leute doch unterhalten und ein bisschen Schenkel klopfen und so weiter. Genau, Showtreppe.
Christian Alt: Die will in die Showtreppe runterlaufen.
Anna Bühler: Das heißt also zwischen diesen beiden Welten gefangen, geht er auf die Bühnen Europas und will sie immer weiter steigen, lässt sich irgendwann eine Leiche zuschieben, die er dann mit Hilfe einer Batterie, dummerweise von seinem Ernstfeind Wolter, erfunden, an eine Leiche anschließt. Dieses Experiment scheitert allerdings, vor großem Publikum geht es er sang und klanglos unter. Die Leute verlassen den Raum, er wird nicht ernst genommen und merkt am Ende des Tages, fuck, ich stehe auf der falschen Seite und mein Froschenkel-Onkel hatte vielleicht doch nicht recht.
Christian Alt: Ich habe dir zwei Sachen noch nicht erzählt. Tatsächlich, während er seine Europareise da macht, macht er nicht nur an Kuhköpfen rum, sondern er experimentiert auch an Menschen rum, der Aldini. An Toten oder Lebenden? An lebenden Menschen. Und zwar gibt es einen französischen Bauern, der chronisch depressiv war und er sagt dann, lass mir einfach mal so Elektroden an deinen Kopf ballern und dann heile ich dich wieder. Und tatsächlich klappt das auch. Also so sagt Aldini, dass sein Experiment klappt. Das gibt's nicht. Und das ist eine Sache, die wird heute zwar immer noch kontrovers, Elektroschocktherapie, aber es gibt Studien, dass das funktioniert. Also es ist zwar krass, was so ein Eingriff das in das menschliche Gehirn hat, aber Elektroschocktherapie funktioniert und Aldini hat ja auch erfunden in seinem Versuch, das Leben der Menschen mit Elektrizität besser zu machen. Und die zweite Sache ist, klar klappt es nicht irgendwie, wenn man einen Toten vom Geigen schneidet, den jetzt wieder zum Leben zu erwecken. Aber wir haben heute Herzschockmacher, wir haben Defibrillatoren. Aldini war einfach nicht nah genug am Herz dran. Und wenn George Forster an einem Herzinfarkt gestorben wäre, nehmen wir an, er hätte Mr. Pass bis nach Hause begleitet. Mr. Pass kippt um, hat einen Herzinfarkt, Herzstillstand. Aldini holt seine Woltersäule raus, ballert die Elektroden dran. Das hätte funktionieren können. Das hätte wiederbelebt, ja. Und diese Grundlagenforschung, das kommt alles von Aldini. Alles, was wir heute irgendwie über die Auswirkungen von Elektrizität auf den menschlichen Körper wissen. Das kommt alles von ihm.
Anna Bühler: Was viele ja auch nicht wissen, die Body Street Filiale da draußen. Da würde es Leute hingehen, um EMS-Therapie zu machen, um sich so ein Sixpack durch Strom zu holen, hat auch Aldini erfunden. Der war nämlich richtig gut trainiert. Am Ende seiner Show hat er immer so mit seinen muskulösen Titten gezuckt, links, rechts, zack, zack, zack, weil er sich halt zu Hause immer Strom durch die, ne? War doch so.
Christian Alt: Genau so ist es. Ja, genau so war das. Ja, aber tatsächlich auch EMS, es kommt auch alles daher. Also tatsächlich so alle Auswirkungen, die Elektrizität auf den Körper haben kann, kommen von Aldini. Und dann dieser Streit hat uns das Handy gebracht und dein Notebook und mein iPad. Weil die Batterie, die grundlegenden Prinzipien von der Batterie wurden damals erfunden und zwar nur um Galvani zu widerlegen. So einfach so ein Ego-Thing, ne? Einfach so so, fuck you, du hast Unrecht, den ich beweisst, wie erfindet er aus Versehen die Batterie. Auch das ist so einer der Nebeneffekte dieser Geschichte gewesen. Ja.
Anna Bühler: Ich fand die sehr gut, die Geschichte muss ich sagen. Also als du mich am Anfang dieser Geschichte gefragt hast, ob ich Frankenstein kenne, dachte ich, es wird jetzt irgendwie so gruselig, spooky, wir machen irgendwelche komischen Experimente in Schlössern oder so. Aber dass es tatsächlich dann am Ende auf die Batterie wieder rauskommt und auf EMS-Therapie, das hat mich jetzt doch wirklich gekriegt.
Christian Alt: Jetzt habe ich dir aber die Frankenstein-Nummer noch gar nicht zu Ende erzählt. Ach, die kommt noch?
Anna Bühler: Jaja, klar.
Christian Alt: Also Mary Shelley, die hat von diesen ganzen Experimenten auch gehört und zwar über ihren Ehemann Percy Shelley. An einem dunklen Tag saß die mal in der Schweizfest in so einem Schloss und dann haben sie, Lord Byron auch, bekannter Schriftsteller, und ihr Mann Percy Shelley einen kleinen Wettbewerb veranstaltet, wer die gruseligste Geschichte erzählen kann. Und dann hat sie sich zurückerinnert an all die Geschichten, die sie irgendwie von crazy Wissenschaftlern gehört hat die letzten Jahre und hat dann die Geschichte von Frankenstein erfunden. Und so kommt eins zum anderen. Ist die Frankenstein-Geschichte gar nicht echt? Das ist jetzt nicht der Ernst.
Anna Bühler: Ne, schon ne Geschichte. Ja. Ist es ungefähr zu der Zeit, als du die Geschichte aufschreibst, oder ist das dann, keine Ahnung, 100 Jahre später? Das ist 15 Jahre nach dem Versuch.
Christian Alt: Nach dem Versuch schreibt sie die Geschichte. Und Aldini lebt auch noch, als Frankenstein rauskommt. Kriegt ihr das doch mit? Ja, er muss es mitgekriegt haben. Ich weiß jetzt allerdings nicht, wie er das fand. Also das einzige, was ich weiß, was er zu seinen Experimenten gesagt hat, war dann später eben, dass er meinte, uuuh, das war alles ein bisschen unoralisch, was ich dann unten gemacht hab. Das war ne wilde Zeit, viele Pilze, Quik-Quoks. It was the 80s, man.
Anna Bühler: Ich glaub, das wird ne Geschichte, die ich das nächste Mal auf irgendwie auf ner Party erzähle oder so. Ich hoffe doch. Wenn mir irgendjemand ankommt mit Frankenstein, dann werd ich erstmal so einen Brummer von Infos auspacken.
Christian Alt: Erstmal die Info, wusstest du, dass es Frankensteins Monster ist? Und nicht Frankenstein, sondern das, was jeder weiß. Und der Hölzer ist völlig grün.
Anna Bühler: Und er hatte gar nicht so nen komischen Balken durch den Hals. Wisst ihr das eigentlich? Genau. Und dann kommst du mit Aldini-Fans. Und dann komm ich mit Aldini und mit Wolter und mit Frau Schenkelmann. Frau Schenkelmann, vielleicht, vielleicht werd ich einmal in meinem Leben Star einer Party sein. Schauen wir mal. Vielen Dank auf jeden Fall.
Christian Alt: Das war die Geschichte von Giovanni Aldini, einem Wissenschaftler, der versucht hat, die Toten mit Elektrizität wieder zum Leben zu erwecken. Darwin gefällt das ist eine Produktion von Kugel und Niere mit Anna Bühler und Christian Alt. Diese Folge wurde recherchiert von mir, Christian Alt. Wenn ihr uns Tipps geben wollt, welche weirden Stories aus der Geschichte wir noch erzählen sollen, geht auch auf Instagram oder TikTok und schreibt uns da unter at Darwingefällt das mit AE.
Anna Bühler: Und wir machen da auch eine Abstimmung, wo Christian Alt die nächste Folge komplett mit Kaugummi im Mund erzählen soll. Ich bin ja dafür. Was meint ihr?
Christian Alt: Bitte nicht. Jetzt hast du mich aus dem Konzept gebracht. Das hab ich. Jetzt weiß ich nicht, ob die Herstellungsleitung Schalka tätig macht. Das macht die nämlich immer und zwar sehr gut. Herstellungsleitung Schalka tätig. Und produziert wurde das Ganze von Elisabeth V.
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