Robert Graham will nichts weniger als die Menschheit retten. Denn er ist fest davon überzeugt, dass die Welt zugrunde geht, wenn die Schlauen sich nicht fortpflanzen. Deshalb will er eine Samenbank gründen, in der nur Nobelpreisträger Mitglieder werden dürfen. Eine Idee, die komplett in die Hose geht (no pun intended).
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Transkript der Folge
(dieses Transkript wurde automatisch generiert)
Anna Bühler: Christian, ich mache das hier seit, weiß nicht, sieben, acht Jahren, dass ich irgendwie in Mikrofonen spreche und dass mehr oder weniger Leute dabei zuhören. Ich war aber echt diese Woche so berührt wie noch nie von einer Hörerinnen-Community, die uns letzte Woche mit Fotos überschüttet hat. Und das ist mir so nahe gegangen. Also ich war wirklich so gerührt. Ich danke euch allen von Herzen, die da mitgemacht haben und uns Fotos geschickt haben von den Situationen, in denen ihr Darwin gefällt, das hört.
Christian Alt: Mir geht es ganz genauso. Also irgendwie, das ist immer mein Traum, wenn man so eine Show macht, dass man irgendwie Teil des Alltags von Menschen sein darf und so diese alltäglichen Situationen zu sehen. Einer fährt U-Bahn. So, der ist ein U-Bahn-Fahrer, finde ich geil. Ein anderer, zwei Typen sind Schreiner. So, die hören uns in der Werkstatt. Coder-Innen, Designer-Innen, also es ist super schön, da so einen Einblick zu bekommen und dabei sein zu dürfen.
Anna Bühler: Ja, und man fühlt auch so mit. Also es waren auch viele Eltern, die uns Fotos geschickt haben, wie sie ihre Kinder zum Schlafen bringen und mit ihnen gerade irgendwie im Bett liegen und nicht loskommen, weil das Kind auf ihnen eingeschlafen ist. Die draußen die Kinderwagen schieben und wahrscheinlich seit zwei Stunden in der Kälte rumgehen und dabei Darwin gefällt, das hören. Und ich meine, diesen Teil des Lebens hatte ich auch schon. Also ich habe mein Kind auch stundenlang durch die Stadt geschoben und bin dabei einfach immer so dankbar gewesen, dass man irgendwie sich noch am Leben beteiligen kann auch, obwohl man 24 Stunden mit einem Säugling oder einem Baby beschäftigt ist. Und dass wir jetzt, dass ich quasi das zurückgeben kann, was ich selber als Mutter so viel genutzt habe und so geschätzt habe, das hat mich echt, also das geht mir, da habe ich Gänsehaut bekommen.
Christian Alt: Diese Überleitung war so nicht geplant, aber in der heutigen Folge geht es auch um Babys und um Säuglinge und das, was man braucht, um die Kinder überhaupt zu bekommen.
Anna Bühler: Shit went down from here.
Christian Alt: Das sieht das. Der History Podcast über die Epic Fails der Menschheitsgeschichte.
Anna Bühler: Aber nach jedem Sprung ist er wohl ein Stück mehr davon überzeugt, dass seine Idee sehr gut ist.
Christian Alt: Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Mit Anna Bühler und Christian Alt. Hier ist eine Tüte, kannst du da mal bitte reinscheißen? Ich nehme ihn mit ins Labor.
Anna Bühler: Natürlich macht er das nicht. Der sagt, hier ist ein Glas.
Christian Alt: Heute der Saft der Champions.
Anna Bühler: Das ist so gut. Wir sind zurück in unserem Humorraster. Tja, was machen wir da? Wir haben kurz mal Gefühle gezeigt, aber eigentlich sind wir doch nur die alten Lachschweine. Die alten verkackten Lachschweine.
Christian Alt: Heute habe ich ein ganz besonderes Schmankerl dabei.
Anna Bühler: So den Rehrücken, der da hingefällt, das schiecht.
Christian Alt: Riechen Rehrücken mit Rotkraut und noch ein bisschen Salzkartoffeln. Und Jü. Jü. Es geht heute auch ein bisschen um Jü, da kommen wir gleich zu. Okay, whatever that means.
Anna Bühler: Das ist ja ein bisschen lustig. Ich bin so gespannt. Irgendwas ist auf jeden Fall krass zweideutig. Wir haben einen internen Chat für diesen Podcast. Da werden seit ein paar Tagen nur noch so zweideutige Gags gemacht. Die anderen reagieren immer auf Christians Kommentaren. Oh nein Christian, nein, einfach nein. Und ich bin so, worum wird es in dieser Folge gehen? Jetzt irgendwas mit Jü?
Christian Alt: Wir fangen an. Bevor wir zum Jü kommen, würde ich dich gerne noch entführen. Und zwar stell dir Folgendes vor. Wir haben die 80er Jahre in den USA. Also überall so fette Schulter, Polster, es wird gekuckst ohne Ende. Der Cash sitzt locker.
Anna Bühler: Die Frisuren sind auch ein bisschen aufgeplauscht.
Christian Alt: Genau, das ist richtig geil alles. Und du, du bist ein Mann. Oh geil.
Anna Bühler: Alles, was ich immer sein wollte.
Christian Alt: Und weil das Schicksal noch besonders gut mit dir meinte, du bist nicht nur ein Mann, du bist auch Nobelpreisträger. Du hast irgendwas Schlaues erforscht oder in klugen Worten aufgeschrieben. Du bist so ein richtiger Machertyp. Und gerade hast du ein Treffen mit einem anderen Typ. Und der Typ ist so ein bisschen irre. Obwohl das Ganze jetzt nicht so ein romantisches Date sein soll, sondern eher ein Geschäftstermin. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Date. Okay. Dieser Typ belagert dich seit Wochen am Telefon. Der sagt Sachen zu dir wie, oh Mann, wollen wir nicht mal schick essen gehen? Da kann ich dir viel besser erklären, was ich von dir will. Ich zahle auch. Und irgendwann hast du halt kein Beigegeben. Hast dich auf diesen Abend eingelassen. Und jetzt sitzt du diesem Typ gegenüber in einem der teuersten Restaurants der Stadt. Hinten ist so ein cooler Piano-Player. Keine Ahnung, Billy Joel. Billy Joel sitzt da und spielt Piano Man. Over and over again. Genau, weil das ist der einzige Song, den ich von Billy Joel kenne.
Anna Bühler: Und es wird sehr viel Eiswasser serviert, wie es in den USA üblich ist. Und als Vorspeise gibt es einen Caesar Salad, weil das ist damals noch neu und cool. Genau.
Christian Alt: Und Caesar Salad ist als kleines Apparativ vielleicht ein Line Coke oder so. Das ist auch schön. Ihr nehmt alle das teuerste von der Karte, von allem nur das feinste. Und dieser Typ, in dem du dich trifft, der war zwar bisher echt ein bisschen weird, aber jetzt wo du ihm so gegenüber sitzt, merkst du, der ist wahnsinnig charmant. Und der hat alles gelesen, was ich jemals geschrieben habe. Der hat sich wirklich mit mir auseinandergesetzt.
Anna Bühler: Ist das jetzt so ein Sexual Date oder nicht? Ich check's irgendwie nicht. Was ist der Vibe?
Christian Alt: Ich komm gleich zu. Ich komm gleich zu. Dieser Typ, das fühlt sich ein bisschen an, als würde er dich anbackern, aber eher so auf einer intellektuellen Ebene. Der hat alles gelesen, vom kleinsten Aufsatz bis zur Doktorarbeit. Und der hat's wirklich auch verstanden. Du hast wirklich einen guten Abend. Du kannst über deine Arbeit mit ihm sprechen. Du fühlst dich so richtig wohl. Und dann lehnt er sich so ein bisschen nach vorne, legt dir seine Hand auf den Arm und sagt...
Anna Bühler: Ich will nicht wissen, was er sagt. Klasse, es wird nur spooky.
Christian Alt: Und sagt, also ich hätte da noch was. Und zwar, ich hätte gerne ihr Sperma. Wollen wir auf mein Zimmer gehen?
Anna Bühler: Ähm, in welcher Form möchte der das denn haben? Soll ich das einfach abzapfen oder will das irgendwie...
Christian Alt: Der hätte gerne eine Sperma-Probe von dir. Nämlich so sieht ein typischer Abend im Leben von Robert Graham aus, unserem heutigen Protagonisten. Das ist der Typ, der so ein bisschen weird war, der sich so an dich herangewanzt hat.
Anna Bühler: Ein Sperma-Sammler?
Christian Alt: Nämlich Robert Graham hat die Samenbank für Nobelpreisträger gegründet. What? What? Was?
Anna Bühler: Okay, ich kann jetzt viele Fragen stellen. Ich glaube, ich bleibe jetzt einfach mal ruhig. Ich muss kurz auf diesen Gedanken klarkommen. Erzähl bitte weiter.
Christian Alt: Denn Robert Graham ist überzeugt, dass ein schlauer Mensch tausende dumme Menschen aufwiegen kann und tut dann etwas, um dieser düsteren Zukunft entgegenzuwirken und will ganz, ganz viele schlaue Menschen züchten. Mit seiner Nobelpreisträger-Samenbank.
Anna Bühler: Ich hasse ihn jetzt schon. Ich finde ihn unerständlich.
Christian Alt: Und warum diese Idee grandios gescheitert ist, das erzähle ich dir jetzt.
Anna Bühler: Kann man sich ja gar nicht vorstellen, dass diese grandiose Idee gescheitert.
Christian Alt: Also, Robert Graham wird 1906 geboren und er wächst in Harbor Springs auf. Harbor Springs ist so direkt am Lake Michigan, oben im Mittleren Westen. Und da hängen halt im Sommer die ganzen Superreichen ab. Der Vater von Robert ist Zahnarzt im Ort. Der Familie geht es gut, aber wirklich reich sind die jetzt nicht, aber so einigermaßen wohlhabend. Könnte jetzt schlechter laufen Anfang des 20. Jahrhunderts. Gibt es auch noch einen Weltkrieg und so. Aber schon in jungen Jahren will der kleine Robert halt mehr. Denn dieser Ort, wie ich eben schon gesagt habe, ist kein normaler Ort. Das ist der Ferienort für Reiche. Und Robert Graham wird mit ganz jungen Jahren der Golf-Caddy von sehr, sehr vielen reichen Männern.
Anna Bühler: Da hat er dann gute Kontakte.
Christian Alt: Genau, der beobachtet die praktisch auf dem, wie sagt man, Court? Nee, auf dem Grün. Der beobachtet die und merkt so wie die reden. Und das ist sehr, sehr beeindruckt. Und wir können nicht unterschätzen, welchen Eindruck diese reichen, alten, weißen Männer auf den jungen Robert gemacht haben. Und das meint auch unser Experte für heute, nämlich David Plotz.
Speaker 2: Und als Caddy hat er viel Zeit verbracht, die Golf-Kurse mit einigen amerikanischen reichen Männern zu fahren. Und es hat ihn wirklich erstaunt, dass es toll wäre, reich zu sein. Es wurde seine feste Idee für den Rest seiner Leben. Es wäre wundervoll, reich zu sein. Und sieh mal, wie großartig diese reichen und erfolgreichen Menschen sind.
Anna Bühler: Ich lieb so. Warte mal. Wenn eins im Leben geil ist, dann ist es wohl reich sein. Als diese Birne, diese Glühbirne in seinem Gehirn aufging, da wäre ich gerne dabei gewesen.
Christian Alt: Ja, David Plotz, habe ich gerade gehört, er hat ein ganzes Buch über Robert Graham geschrieben. Das ist ein amerikanischer Journalist. Das Buch heißt Genius Factory. Und außerdem ist David echt eine coole Sau und ein kleines bisschen Idol von mir. Weil er hat nämlich meine Lieblingsseite im Internet gegründet, Atlas Obscura. Ach krass. Das ist so diese Seite, wo man schauen kann, welcher weirde Kram um einen herum so stattfindet. Egal. Robert Graham wird jetzt also der Golfkette der Reichen. Und dann ist da dieser eine Typ auf dem Golfplatz, der einen wirklich großen Eindruck beim jungen Robert hinterlässt. Und zwar Ephraim Shea. Dieser Shea, das ist ein genialer Mann in den Augen vom jungen Robert. Der Shea hat nämlich die sogenannte Shea-Lokomotive erfunden. Das ist so eine Lokomotive, mit die du auch auf schlechten Gleisen fahren kannst. Die hast du benutzt, um irgendwie so einen Berg hoch zu fahren. Oder im Wald kannst du so eine Lokomotive auch fahren und so. Der junge Robert Graham bewundert also diesen Typ. Und er entdeckt aber einen Makel bei diesem Mann. Nämlich Ephraim Shea hat keine Kinder. Das denkt zumindest Robert Graham.
Speaker 2: Okay, er hat einfach gedacht, er hat wahrscheinlich keine Kinder, hat aber nicht gefragt, oder was? Der hat wahrscheinlich gedacht, diese arme, alte, reiche Mann ist so einsam.
Anna Bühler: Hat dann natürlich 1000 Frauen geschwängert auf dem Weg dahin. Also der war sehr umtriebig.
Christian Alt: Also es gibt heute sehr viele, die nicht so gut sind. Und die sind auch sehr, sehr schade.
Anna Bühler: Und die sind auch sehr, sehr schade.
Christian Alt: Und die sind auch sehr, sehr schade. Und die sind auch sehr, sehr schade. Der war sehr, sehr umtriebig. Also es gibt heute sehr, sehr viele Abköpfliche von Ephraim Shea. Aber das wusste er nicht. Er hat auch nicht gefragt. Das stimmt. Er hat auch nicht gefragt. Aber diese Sache, ohne Scheiß, ist es, die bei Robert Graham damals einen Gedanken auslöst. Nämlich, warum gibt es einfach nicht mehr Ephraim Sheas? Es ist eine Schande, dass dieser fantastische Mann keine Nachkommen gezeugt hat. Dieser brillante Kopf. Und wer bekommt stattdessen die Kinder? Die ganzen Trottel. So. Aber die Idee, die er da hat, nämlich die Dummen bekommen all die Kinder und die Schlauen nicht, die ist gar nicht so fern auch in unserer Popkultur. Hast du zufällig den Film Idiocracy gesehen? Leider nicht.
Anna Bühler: Okay.
Christian Alt: Das ist eine Komödie aus dem Jahr 2006. Also wirklich relativ neu im Vergleich zu dem, worüber wir hier sprechen. Und der Film geht mir da Frage los. Nämlich, was würde eigentlich passieren, wenn die Dummen über Generation immer mehr Kinder bekommen als die Schlauen? Gibt es dann irgendwann eine Welt, in der alle mega dumm sind? Und in Idiocracy wird der durchschnittlichste Mensch, den die Armee so finden kann, eingefroren und 500 Jahre später wieder aufgetaut. Und die Welt ist halt da komplett im Arsch. Statt Gerichtsverhandlungen gibt es halt so Demolition Derbies, überall sind Müllberge, aber jeder ist faul aufzuräumen. Und der Präsident der Vereinigten Staaten ist ein Pornostar und Wrestler. Naja.
Anna Bühler: Ja. Ich weiß. Von den letzten Jahrfüdern nicht so weit entfernt. Genau.
Christian Alt: Das ist tatsächlich der Albtraum von Robert Graham. Und wird jetzt ab diesem Punkt sein Lebensthema. Er definiert sein politisches Verständnis davon, was in dieser Gesellschaft schiefläuft. Und der Gedanke gräbt sich einfach ganz tief in sein Hirn. Und Robert Graham hat diesen Gedanken und will jetzt auch einer der Machertypen werden, um die Welt in seinem Sinne auch zu verändern. Er will ein Machertyp werden, aber eine Sache kommt halt dazwischen. Die Weltwirtschaftskrise. Also irgendwie ganz Amerika ist arbeitslos. Viele, viele verlieren Geld. Also macht Graham jetzt erstmal was anderes. Er lernt was Gescheites, nämlich Optika. Gut.
Anna Bühler: Ja, was mit Hand und Fuß und Augen. Genau.
Christian Alt: Jetzt kann man sich ja fragen, hä? Wie kommt ein Optiker überhaupt in die Position, dass wir jetzt heute über ihn sprechen? Ja, Robert Graham ist nämlich ein sehr, sehr schlauer Optiker. Und er findet tatsächlich einen Weg, wie man auch aus diesem schnöden Handwerk noch sehr, sehr viele Millionen Dollar schlagen kann. Nämlich ergreift zu einer Zeit in dem Beruf, wo Plastik gerade erfunden wurde. Und er denkt sich, hey, Brillengläser aus Plastik, das wär's doch, oder? Wir haben inzwischen die 40er Jahre. Er hat jetzt längere Zeit in dem Beruf gearbeitet. Die Wirtschaft rollt wieder. Der Krieg ist vorbei. Graham ist jetzt in seinen 30ern. Und er glaubt, dass er mit Plastik die Brillengläser revolutionieren kann. Er gründet mit ihm Kollegen eine Firma, die Brillengläser aus Plastik herstellen will. Die tüfteln dann so rum und dauert ein Jahr. Und sie denken, sie schaffen es nicht. Aber am Ende kommt dann doch das erste Plastik-Brillenglas der Welt heraus. Und es ist damals wirklich eine Revolution, weil du kannst plötzlich Brillen auch auf der Baustelle anziehen. Oder in Situationen, wo, wenn dir die Brille runterfällt, dann zerbricht sie gleich. Also es ist innerhalb dieser kleinen Branchen eine echte Revolution. Und die macht Robert Graham über Nacht sehr, sehr reich.
Anna Bühler: Also waren Brillengläser bis dahin tatsächlich aus Glasglas? Ja, genau.
Christian Alt: Weil es gab noch keine Plastikgläser. Und heute ist es ja eher eine Seltenheit, dass du Brillengläser wirklich aus Glas machst.
Anna Bühler: Die Brille auch immer sau schwer. Genau.
Christian Alt: Also der hat das alles erfunden. Er hat auch wirklich Grundlagenarbeit geleistet für Kontaktlinsen dann aus Plastik. Also der Mann war relativ umtriebig und auch wirklich ein Erfindungsgeist. Hat aber die ganze Zeit diese komische These von einer drohenden Überwirkung im Kopf.
Anna Bühler: Also das begleitet ihn tatsächlich noch. Obwohl er jetzt mittlerweile tatsächlich seinem Leben eigentlich einem anderen Thema gewidmet hat, denkt er immer noch an den Shey und denkt so, mein Gott, der war so shey. Aber da gibt es so wenige von, ich brauchte mehr von den Shey. Der Typ lässt ihn nicht irgendwie gedanklich, oder was?
Christian Alt: Nee, also es ist so, diese Jugendjahre prägen ihn wirklich sehr. Krass. Und er hat auch zahlreiche Kinder tatsächlich.
Anna Bühler: Aber er ist voll unzufrieden damit.
Christian Alt: Ja, zu sehen, dass er ein relativ schlechtes Verhältnis hat. Ach, deswegen. Es scheint ein relativ beschissener Vater zu sein. Aber ja, diese Sache lässt ihn nicht los. Er hat einfach so ein Grundverständnis von der Welt, wie die Welt aussehen müsste. Und er ist, je älter er wird, desto unzufriedener ist er auch damit, was er sieht. Nämlich, jetzt ist er reich und wir haben jetzt die Ende der 50er. Und er sieht so, hey, der Kommunismus kommt auf und hier ist die Frauenbewegung und so. Und plötzlich sieht er alle diese Sachen unter der Voraussetzung, dass das nur die Schuld ist von den Leuten, die sich vermehren, die so dumm sind. Frau und Christ. Ja, ja, das denkt er wirklich. Wenn nur die Schlauen sich vermehren würden, dann würden jetzt hier nicht die Kommunisten rumlaufen. Dann würden jetzt hier nicht die Frauen nach Rechten fragen und so. Das ist schon sehr typisch amerikanisch. Dann würde das alles so laufen wie bisher. Nämlich, die Männer, die wie Shazen, die geben hier den Ton an und so. Genau. Er schreibt auch alle seine Gedanken tatsächlich auf dann. Und zwar ein Buch, das den Titel trägt, The Future of Man. Und es ist genau wie dieser Film Idiocracy. Also so, die Dummen werden immer mehr und übervölkern uns und bla, bla, bla, bla, bla. Die sind schuld am Kommunismus und so weiter und so fort. Also er denkt halt, da muss man jetzt was machen. Und wie problematisch seine Argumentation ist, das merkt man sich tatsächlich, wenn man sich ein bisschen mit Eugenik beschäftigt hat. Sagst du das was?
Anna Bühler: Also Eugenik sagt mir was, aber ich habe mich natürlich nicht damit beschäftigt. Also auch nicht ein bisschen. Bitte holen Sie ein.
Christian Alt: Also Eugenik ist eine Sache, die war im 19. Jahrhundert, vor allen Dingen in den USA und in Großbritannien, der große Schrei und hat dann bei den Nazis so richtig Fahrt aufgenommen. Ja. Eugenik ist mehr oder weniger Vererbungslehre auf Crack. Eugeniker wollen nämlich, dass die Schwachen einer Gesellschaft ausgesiebt werden und sich nicht mehr fortpflanzen. In Deutschland lief das dann unter dem Begriff der Rassenhygiene und lieferte in den Köpfen der Nazis eben die Gründung für Konzentrationslager. Da wurden ja nicht nur Juden hin verschleppt, sondern auch Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Schwarze, alle die in den Augen der Nazis jetzt nichts taugen, die Herrenrasse voranzubringen. Was aber die wenigsten wissen, diese ganze Sache, das haben nicht Nazis erfunden, sondern tatsächlich Leute in den USA und in Großbritannien. Da sitzen um die Jahrhundertwende die prominentesten Eugeniker. Einer von denen heißt zum Beispiel Madison Grant. Er schreibt ein Buch namens Der Untergang der Großen Rasse. Und diesem Madison Grant schickt Hitler persönlich einen Fanbrief und bezeichnet dieses Buch als seine Bibel. Noch in den 20er Jahren ist es so.
Anna Bühler: Boah, okay, da muss ich erstmal drauf klarkommen. Wenn ihr Hitler einen Brief schreibt und sagt, ich bin Fan von dir, was für eine Scheißperson bist du dann?
Christian Alt: Ich wollte kurz jetzt noch mal deswegen machen, um wirklich klar zu machen, worüber wir hier reden. Die Eugeniker haben auch in den USA großen Schaden angerichtet. Also ganze Familien in Virginia zum Beispiel wurden z.B. zwangssterilisiert, weil die der örtlichen Polizei und Regierung nicht gepasst haben. Aber mit Ende des Zweiten Weltkriegs ist Eugenik endlich auf dem Mühlhaufen der Geschichte gelandet, kann man sagen. Die Ideen dahinter, die leben aber in Menschen wie unserem Optiker Robert Graham weiter. Aber er geht die Sache eben anders an. Er sagt, statt in Anführungszeichen dumme Menschen zu operieren und zu sterilisieren, lasst doch einfach die Schlauen mehr Kinder kriegen. Also er versucht praktisch so eine Art positive Eugenik zu instrumentalisieren. Und damit ist dann auch die Idee für die Nobelpreisträger Samenbank geboren.
Anna Bühler: Ja, die ist absolut nicht mehr weit hin. Also im Grunde die Vorstellung davon, dass dumme Leute immer weniger werden, wenn man sozusagen so eine Elite schafft, eine Elite Mehrheit in der Gesellschaft. Genau.
Christian Alt: Wobei man natürlich sagen muss, das ist auch ein guter Zeitpunkt, das mal anzumerken. Es ist höchst umstritten, wie weit sich der Intelligenzquotient eigentlich vererben lässt. Da spielen tatsächlich Erziehungen eine sehr, sehr viel größere Rolle als jemand wie Robert Graham sich zum Beispiel vorstellen kann.
Anna Bühler: Und das ist jetzt auch natürlich eine sehr, sehr einfache Feststellung. Aber nur weil jemand Nobelpreisträger ist und möglicherweise eine Person ist, die komplizierte Zusammenhänge...
Christian Alt: Das kommt ganz schön kompliziert, oder?
Anna Bühler: Ja, eindeutig. Ich bin anscheinend nicht so eine Person. Schneller erfasst heißt das ja nicht, dass sie zum Beispiel sozial intelligent ist oder...
Christian Alt: Einen hohen EQ.
Anna Bühler: Einen hohen EQ hat, genau. Also das heißt, du machst ja nur ganz viele gleiche Leute. Wahrscheinlich nicht, aber doch nicht mal das, weil es sich eben nicht vererben lässt. Aber ja, Robert Graham holt sich an dir von vorne bis hinten.
Christian Alt: Genau, Robert Graham wird später auch noch nicht mehr nach Literaturnobelpreisträgern oder so suchen, weil das sind in seinen Augen auch nicht die wahren Nobelpreisträger. Robert Graham sucht eigentlich nur nach Männern, er sucht wirklich nur nach Männern, die genauso sind wie er. Männer, die irgendwie was anpacken, Männer, die irgendwie im Businessleben sich auch behauptet haben, Männer, die auf den Golfplatz gehen.
Anna Bühler: Männer, die auf den Golfplatz gehen.
Christian Alt: So, das sind die Leute, die Robert Graham sucht. Und wie genau Robert Graham denkt, kann uns auch an der Stelle nochmal David Plotz erklären.
Speaker 2: Was bedeutet Kuck? Das weiß ich gar nicht. Kuck ist so was wie so ein lustiger Spinner.
Anna Bühler: Oh, das ist aber gefährlich.
Christian Alt: Ah, wenn man sagt, also ein lustiger Spinner.
Anna Bühler: Und der hat aber einfach sehr, sehr zerstörerische Ideen, der lustige Spinner. Ja, also so Robert Graham ist so ein leichter, ein lustiger Spinner.
Christian Alt: Weil also so was David Plotz jetzt gerade gesagt hat, ist, dass Robert Graham, ein Optimist war, der wollte die Welt wirklich verbessern, der wollte jetzt niemandem was wegnehmen, dass er sagt, ich verbiete euch jetzt Kinder zu bekommen, sondern ich will mehr von Menschen, die so sind, wie ich mir das vorstelle. Also auf eine ganz merkwürdige, düstere Art war er Optimist. Anyway, ich mache jetzt einen Zeitsprung, ja. Also dieses Buch von Robert Graham wird geschrieben in den 60er Jahren, in den 60er Jahren, fängt er an mit den Vorbereitungen und ab 1978 ist er raus aus seiner Firma, weil, ich habe eben gesagt, er ist 1906 geboren, der Mann ist da schon 72 Jahre alt und er geht einfach in Rente, ist jetzt wirklich sehr, sehr reich, geht in Rente und hat jetzt vollkommen Zeit, sich nur um eine Sache zu kümmern, nämlich zu einer Nobelpreisträger Samenpapier. Und jetzt haben wir Frühjahr 1980 und in allen Zeitungen des Landes ist eine Hammermeldung. Und zwar Robert K. Graham eröffnet die Nobelpreisträger Samenbank. Aber in dieser Zeitung stand, dass Robert Graham die letzten Jahre damit verbracht hat, Nobelpreisträger zu scouten, eben auf solchen Abendveranstaltungen, wie ich sie eben dir beschrieben habe, ganz am Anfang. Und jetzt herrscht der erste Zeitpunkt, der noch nicht so lange ist, ganz am Anfang. Und jetzt hätte er das Sperma von drei Nobelpreisträgern. Drei Leute genug, um den Laden aufzumachen.
Anna Bühler: Also dann schon mehrere Pröbchen, das ist doch nicht hier so.
Christian Alt: Ja, er hat schon so ein paar Pröbchen. Im Kühlschrank. Genau, also wer da jetzt die Probe gegeben hat, erzähle ich gleich, weil es nämlich eigentlich so, dass er, also er hat zwar drei Leute, aber nur einer von denen hat schon mal, war schon mal da und hat mal irakuliert. Die anderen beiden haben aber eine Zusage gegeben, dass sie es machen. So, also er geht jetzt raus, der alte Geschäftsmann mit seiner Sache und sagt, hey, hier, das machen wir jetzt und es läuft richtig gut. Also er kriegt innerhalb von einem Tag super viele Anrufe. Die Frauen laufen bei ihm sturm, er kriegt Briefe, er kriegt Anrufe und so weiter und so fort. Weil eine Sache ist nämlich auch wichtig, das Ganze ist umsonst. Was?
Anna Bühler: Okay.
Christian Alt: Erzählt uns David Plotz.
Speaker 2: Es ist, wie alle anderen Sperrbanks, die als Unternehmen verarbeitet werden, aber er war so, dass es sein Geschenk für das Welt ist, ihnen Kinder zu helfen. Und es war ziemlich altruistisch in seinem eigenen selben Weg.
Anna Bühler: Ja, so altruistisch, okay. Aber das unterstreicht er wirklich, dass er überzeugt war, dass diese Idee richtig ist. Also das hat er nicht als Businessman gemacht, sondern das hat er als Dienst an der Menschheit eher gesehen.
Christian Alt: Und diese Repository for Germinal Choice, so heißt diese Institution, die er dort gründet, die wird fast 20 Jahre existieren und sie wird in jedem dieser Jahre massive Verluste machen. Und es wird alles durch Privatvermögen von Robert Graham und anderen Spendern ausgeglichen.
Anna Bühler: Aber das heißt, es kommen nicht so viele Frauen, oder was?
Christian Alt: Doch, doch. Also da kommen einige Kinder bei rum. Es gibt insgesamt 200 Kinder. Ups. Ja, ich erzähle das gleich.
Anna Bühler: Die müssten ja noch leben.
Christian Alt: Aha. Oh Gott, die Armen.
Anna Bühler: Oh Gott, ich will das nicht erzählen.
Christian Alt: Ist das peinlich? Nein, nicht peinlich. Also, also. Das ist die Elite-Samenbank. Ah, ist das nix.
Anna Bühler: Ich bin mir so leid.
Christian Alt: Also, die Sache ist aber viel schlimmer, als du es vorstellen kannst. Das ist wirklich viel, viel schlimmer. Weil der macht auf und die ganzen Medien laufen sturm. Die Medien wollen natürlich rausfinden, hey, wer zur Hölle sind die Leute, die da den Samen bereitgestellt haben? Wer sind die Nobelpreisträger? Es gibt auch nur ein paar Nobelpreisträger. Also, müssen auch Nobelpreisträger sein, die kannst du ja alle abtelefonieren als Journalist. Und spätestens hier, ein paar Tage nach Eröffnung, fangen die Probleme an für Robert Graham. Denn einer der Leute, die bei Graham gespendet haben, das ist William Shockley.
Speaker 2: William Shockley war ein Wissenschaftler, der in den 1940ern als Co-Inventor der wichtigsten Invention des 20. Jahrhunderts war, der Transistor, und dann, auch noch mehr wichtig, als wichtig, hat er die erste Firma in Silicon Valley begonnen. Er hat die Silicon Valley gebracht. Und das sagt, William Shockley war auch ein Monster.
Christian Alt: Also, William Shockley ist ein, man kann es nicht anders sagen, Hardcore-Rassist. Ja, auch Arschloch, aber auch ein Hardcore-Rassist. Der war zum Beispiel überzeugt, dass Hitler mit seiner Rassenhygiene alles richtig gemacht hat. Er wurde auch vom KKK unterstützt. Und was William Shockley noch so gemacht hat, erzählt uns jetzt David Plotz weiter.
Speaker 2: Und er wird genuin ein nationaler Wissensmütter für seine Ansichten auf Rassenhygiene. Aber Graham hat ihn enormen Begrüßungen, weil Shockley intelligentlich und geradlich war, und er war brillant und als praktischem Inventor und Geschäftsführer sehr erfolgreich war. Und für Graham war Shockley der Pinkel, von dem er einen Donner werden wollte. Und so hat Graham ihn als Donner rekrutiert. Und Shockley war der einzige, der öffentliche Verwaltung zum Donner an die Nobelpreis-Spurbank war.
Christian Alt: Und als die Leute hören, dass dieses Sperma zukünftige Generationenverbrechen soll, geht es nur noch bergab für den Laden.
Anna Bühler: Ja, und stell dir mal vor, du bist eine Frau, die da hingegangen ist und dachte, das ist echt eine gute Idee, so cool, das hole ich mir. Und dann drei Tage nachdem dir das eingesetzt wurde, hörst du das? Holy shit. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Das wissen wir wirklich nicht. Als dein Kind mal fragt, wer ist eigentlich mein Vater? Well, lass es mich ja so sagen.
Christian Alt: Scheiße. Also zum Glück ging der Niedergang dieser Nobelpreisträger-Samenbank-Idee so schnell, dass da gar nichts eingesetzt worden ist. Weil eine Sache kommt noch dazu, nämlich der Shockley war zu dem Zeitpunkt schon 70 Jahre alt und plötzlich wird diskutiert, wie hoch das Risiko für Gen-Defekte mit so altem Sperma ist. Und dann sagt er, nee komm, schmeiß es weg, passt schon. Also er hat praktisch jetzt null Sperma. Die anderen beiden Nobelpreisträger, die er auch noch rekrutiert hat, die sagen, ich geh doch nicht dahin, wo der Shockley ist, du kannst ihn mal schön vergessen. Okay, ich bin froh, dass es vernünftige Leute auf dieser Welt gibt. So, ich kann dir eine Sache erzählen, nämlich die Nobelpreisträger-Samenbank wird in ihrer gesamten Geschichte kein Nobelpreisträger-Baby auf die Welt bringen.
Anna Bühler: Ich bin wirklich sehr dankbar, dass du das jetzt gerade sagst. Ich habe mir jetzt echt gedacht, so scheiße, die Leute, die da rumlaufen und das ist ja auch voll schlimm, wenn man diese Geschichte mit sich rumtragen muss. Also was für eine Last das sein muss, wirklich jetzt. Und ich bin sehr, sehr froh, dass dieses Kapitel so schnell geschlossen wurde.
Christian Alt: Ja, das ist es aber nicht. Wir machen noch ein bisschen weiter. Ich habe eben gesagt, in den Jahrzehnten, in denen diese Samenbanken existiert werden, mehr als 200 Babys geboren. Und ich habe mir jetzt schon gesagt, ich bin froh, dass es so schnell geschlossen wurde, wie das zustande gekommen ist. Erklär ich dir gleich. Stell dir vor, du gründest dieses Ding, gehst mit der Pressemitteilung raus, kriegst den Shitstorm aller Shitstorms. Was machst du dann? Robert Graham ist zu dem Zeitpunkt ja schon 74 Jahre alt. Der könnte jetzt auch einfach sagen, ach wisst ihr was, ich kaufe mir jetzt eine eigene Insel und gehe wieder nach Hause und chillen ein bisschen in der Sonne. Aber er denkt sich, okay, wenn ich jetzt schon keine Nobelpreisträger kriegen kann, dann nehme ich halt das nächste, was ich kriegen kann, nämlich super schlaue Männer. Nämlich dann kann ich auch den größten Wunsch der Frauen befriedigen, die bei mir jetzt schon angefragt haben. Nämlich die Frauen, die wollen im Zweifel gar keinen Nobelpreisträger. Die Frauen, die wollen Sperma von gut aussehenden, sportlichen, sehr schlauen und großen Männern.
Anna Bühler: Ich hab's gerade gedacht, die wollen, warte, ich hab eine andere Idee. Was ist mit Footballspielern? Und jetzt geht er so in die NFL oder so oder was? Geht er in der Umkleidekabine so ein bisschen zappsen?
Christian Alt: Er schaut jetzt wirklich so ein paar akademische Ringe drunter. Er schaut, wie er den Bedarf decken kann und rekrutiert Ärzte, Ingenieure, Mathematiker.
Anna Bühler: Aber nur die mit Sixpack.
Christian Alt: Also er rekrutiert weiter und da sind dann wirklich diese Szenen, wie ich dir am Anfang beschrieben hab. Also Robert Graham ist auf jeder Fachveranstaltung, der ist auf jeder Messe der Astrophysiker. Der hängt da ab, hängt da an in der Hotelbar und sucht nach gut aussehenden Prachtexemplaren für seine Sammlung. Und lässt dann, es gibt dann Szenen wirklich, wie die vom Anfang, wo die dann zusammen aufs Hotelzimmer gehen, der lässt nicht eine Probe geben, dann kommt die zack frisch in die Kühltasche und dann fährt er in sein Labor zur Aufbereitung.
Anna Bühler: Ist das dann so, dass die Frauen dann so eine Art Katalog bekommen und das dann heißt hier, 1,80, Naturwissenschaftler, blond oder?
Christian Alt: So ungefähr, ja, genau. David Plotz hat für sein Buch Genius Factory mit sehr, sehr vielen Kindern und Müttern gesprochen. Hat wirklich sehr, sehr viele Leute ausfindig gemacht. Und natürlich ist Grahams Plan, eine Nobelpreisträger Samenbank zu gründen, grandios gescheitert. Die Intelligenz ist jetzt nicht wirklich vererbbar, wie sich die Organiker das vorstellen. Aber er hat dann festgestellt in diesen ganzen Interviews, die er geführt hat mit den Frauen und Kindern, dass eine Sache einen riesigen Einfluss hat. Nämlich, wie viel Zeit die Familie mit den Kindern verbringt und die eben fördert.
Anna Bühler: Ach, das ist ja interessant. Ja.
Speaker 2: Also David Plotz findet eben raus, dass der Einfluss der Familien viel, viel größer ist als der des Genmaterials. Er findet tatsächlich Geschwisterpaare, die eben alle denselben Vater haben, die alle unterschiedlich begabt sind, aber wirklich, die sind alle begabt.
Christian Alt: Und sie sind deswegen bei der Familie, die alle unterschiedlich begabt sind. Und das ist dann auch ein ganz besonderer Punkt, dass die Kinder, die die Familie begabt haben, die alle unterschiedlich begabt sind, aber wirklich, die sind alle begabt. Und sie sind deswegen begabt, weil die Familien haben, die sie zum Klavierunterricht fahren, die sie zu Sprachkursen fahren, die sie in eine Vorschule gesteckt haben, wo man vielleicht auch Mandarin lernt oder Deutsch. Also wirklich das volle Programm. Das sind aber die Familien, die auch zu so einer Samenbank eben gehen. Und es ist jetzt auch keine wahnsinnige Erkenntnis, die er da gefasst hat. Aber Robert Graham, der da schon echt im betagten Alter war, in den 90ern, der war jedenfalls sehr, sehr stolz auf seine Kinder. Mehr sogar als auf seine eigenen. Seine Frau ist auch überliefert, fand das echt nicht gut, wie stolz er war auf viele der Kinder, die aus der Samenbank entstanden sind und hat seine Kinder halt null mit dem Arsch angeschaut. Der hat richtig beschissenes Verhältnis zu seinen Kindern. Aber auf die Kinder, auf die war er stolz. Und macht das auch bis zu seinem Tod. Und da ist er 91 Jahre alt und trotzdem noch auf dem Weg zu einer Fachkonferenz in Seattle. Und hier wollte er halt noch so ein paar Männer abzapfen. Aber in seinem Hotelzimmer rutschte er aus, schlägt sich den Kopf auf und stirbt. Krass, okay. Und sein Institut macht zwei Jahre später dicht.
Anna Bühler: Ist kein Nachfolger, oder was? Es gibt niemanden, der diese geniale Idee fortführen möchte.
Christian Alt: Es gibt niemanden und vor allen Dingen niemanden, der das so bezahlen. Ich glaube, du hättest das weiterführen können. Aber da war auch einfach die Luft raus in der Nummer. Du hättest das Ganze zum echten Business machen sollen. Und da hat niemand dann Bock drauf gehabt. Jetzt könnte man ja denken, wir sind jetzt am Ende der Geschichte angekommen. Das ist alles ein einziger Fail. Also es gibt kein Nobelpreis-Baby. Die Kinder sind alle normal und sind eigentlich nur gut gefördert worden. Aber David Plotz meint, wir alle leben heute, ob wir wollen oder nicht, in der Welt von Robert Graham, ohne es sogar zu wissen.
Speaker 2: Und ich schenke einmal hier das dumme Kind, bitte.
Anna Bühler: Wer mal die dumme, kleine, sehr hässliche...
Christian Alt: Ja, okay, also irgendwie hat er einen Punkt.
Anna Bühler: Ich verstehe, was er meint. Ja, wir rümpfen hier so die ganze Zeit die Nase. Ich so, oh, guck mal.
Christian Alt: Aber gleichzeitig, wenn der Markt das hergibt, dann machen das Leute. Wenn du die Wahl hast, genau. Genau, wenn du die Wahl hast, dann machen das Leute.
Anna Bühler: Ich habe für Deutschland übrigens keine Größenkriterien gefunden.
Christian Alt: Also ich glaube, in Deutschland nehmen sie alle Größen. Also auch Männer unter 1,80 können gerne zusammen Bank gehen. Aber die eugenischen Ideen, die dahinterstehen, die haben sich irgendwie eingeschrieben in die Medizin und die Reproduktionsmedizin und so. Und ich glaube, Robert Graham hätte gefallen, was da passiert. Das war die Geschichte der Nobelpreisträger Samenbank. Ein einziger Fail, der trotzdem irgendwie was in der Welt verändert hat.
Anna Bühler: Wirklich dieser Aha-Moment hinten raus war für mich besonders einschlägig, weil man natürlich die ganze Zeit denkt, boah, moralisch ist das ja schrecklich, bla, bla, bla. Aber wenn du dir jetzt vorstellst, du kommst in deinem Leben an diese Situation, wo du zu einer Samenbank gehst, um ein Kind zu bekommen, wirst du das genauso machen. Also dann hast du halt die Wahl, und dann sagst du wahrscheinlich nicht, dumm, klein, hässlich. Das war die Geschichte der Nobelpreisträger Samenbank.
Christian Alt: Da, wenn du gefällt hast, ist eine Produktion von Kugel und Ire mit Anna Bühler und Christian Alt. Folgt uns doch auf Instagram oder TikTok, da, wenn du gefällt hast mit AE. Dort könnt ihr uns auch noch super gerne Vorschläge für weitere Videos von uns machen. Und wir sehen uns dann auch wieder. Und wenn ihr ein Baby aus der Nobelpreisträger Samenbank seid, schreibt es doch einfach. Würde mich freuen. Das ist das neue Nepo-Baby.
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