Monroe Edwards und der fatale Rechtschreibfehler

Texas in den 1830er Jahren ist ein absolutes Paradies für Menschen, die es mit dem Gesetz nicht ganz so genau nehmen. Monroe Edwards ist genau so ein Mensch. Er ist ein gut ausgebildeter, intelligenter Geschäftsmann, dazu noch ein attraktiver, charmanter Gentleman – und ein skrupelloser Sklavenschmuggler und Betrüger. Sein Plan: Mit dubiosen Geschäften ein riesiges Vermögen aufbauen. Der Coup scheint aufzugehen, wäre da nicht seine Rechtschreibschwäche.

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Transkript der Folge

(dieses Transkript wurde automatisch generiert)

Anna Bühler: Christian, weißt du, was ich an dir immer sehr interessant finde? Du bist ja jetzt...

Christian Alt: Jetzt kommt irgendwas Schlimmes wieder. Jetzt kommt wieder was Absurdes.

Anna Bühler: Nee, ja ein bisschen. Aber es ist kein Diss oder so. Also du bist jetzt... Wir sind jetzt... Wir verdienen gut Geld, aber wir sind jetzt nicht reich. Aber was ich lustig finde, dass du manchmal so Sachen sagst wie ich würde voll gerne ein dickes Auto fahren. Du hast mal gemeint, ich würde gerne ein X5 fahren oder so. Also dass du so ein bisschen manchmal so einen Hang zum Du träumst von Luxus hast.

Christian Alt: Ja, das stimmt. Also so ein bisschen... Also X5 jetzt vielleicht nicht, aber so... Konsum finde ich schon richtig geil. Muss ich leider sagen. Aber mir äußert sich das ja in anderen Sachen. Die kriegst du noch nicht mit.

Anna Bühler: Okay, zum Beispiel.

Christian Alt: Also zum Beispiel mein Computer hat eine richtig geile Grafikkarte. Also so eine richtig geile Grafikkarte und einen geilen Prozessor. Und ich habe einen richtig geilen Fernseher zu Hause.

Anna Bühler: Aber also der Fernseher, der muss dann schon Marke sein. Der muss dann schon geil sein. Da würdest du jetzt nicht ein Fake imitieren.

Christian Alt: Nee, also da muss er schon... Es gibt bestimmte Dinge in meinem Leben, die sind mir wichtig. Das ist so Medien. Medien sind mir wichtig.

Anna Bühler: Du wirst so einen Mann in einem Man Cave ausbauen.

Christian Alt: Also ich habe ja bei mir so ein kleines Büro. Das ist nicht wirklich groß. Das ist drei Meter auf zwei Meter. Also wirklich so sechs.

Anna Bühler: Wenn du da reingehst, ist es voll.

Christian Alt: Du gehst rein, es ist voll. Da steht aber drin ein großer Schreibtisch mit meiner Battle Station für meine PC Games. Da steht mein Fernseher drin, der irgendwie 55 Zoll hat mit der PlayStation. Da schaue ich dann meine Blu-rays. Ich habe auch zwischendurch angefangen, physikalische Medien zu sammeln. Wirklich? Macht man das wieder? Ja, bei Rebuy habe ich mir jetzt auch CDs gekauft.

Anna Bühler: Christian, was ist los? Warum geht das komplett an mir vorbei?

Christian Alt: Ich weiß nicht, dass die Zeit schon wieder da ist. Ich habe so Bock, irgendwie wieder Dinge so anzufassen. Und ich höre ja auch meine Musik. Rippe ich mir von den CDs.

Anna Bühler: Ich kann mir gerade vorstellen, wie du in deiner Man Cave in der Ecke so einen CD-Ständer hast von früher, der sich so, weißt du, der so Schlangenform hat. Oder so die Bravo Hits drin stecken und so. Nice.

Christian Alt: So ungefähr ist es.

Anna Bühler: Ich glaube gerade auch in unserer Hörerschaft, die Männerherzen, die klopfen gerade richtig laut. Da ist gerade dot-donk dot-donk am Start. Und ich habe auch heute eine Geschichte für dich dabei, die da perfekt anknüpft. Es ist eine Geschichte über einen Mann, der für Luxus über Leichen gegangen ist. Von Kugel und Niere.

Christian Alt: Darwin gefällt das. Der History Podcast über die Epic Fails der Menschheitsgeschichte.

Anna Bühler: Aber nach jedem Sprung ist er wohl ein Stück mehr davon überzeugt, dass deine Idee sehr gut ist.

Christian Alt: Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Mit Anna Bühler und Christian Alt.

Anna Bühler: Hier ist eine Tüte.

Christian Alt: Kannst du da mal bitte reinscheißen?

Anna Bühler: Ich nehme mit ins Labor. Natürlich macht er das nicht. Er sagt, hier ist ein Glas. Und heute erzähle ich euch die Geschichte von Monroe Edwards. Es ist ein Mann mit einem ganz bestimmten Ziel in seinem Leben. Er möchte einfach viel Geld machen. Er möchte einfach fucking rich sein und einen luxuriösen Lebensstil fahren. Und dafür nimmt er einiges in Kauf, leider auch Menschenleben. Monroe Edwards geht tatsächlich in die Geschichte, in die US-Geschichte eines Amerikaner als Prototyp-Hochstapler. Er wäre auch fast damit durchgekommen, hätte er das nicht gemacht. Ich bin sehr gespannt, was jetzt passiert. Ich muss an der Stelle trotzdem eine kleine Content-Note loswerden.

Christian Alt: Also es ist jetzt nicht so eine Geschichte von so einem irgendwie sweeten, charmanten Hochstapler a la Frank Abingnail.

Anna Bühler: Das ist so Leonardo DiCaprio und Catch Me If You Can mäßig. Das aber ganz wirklich klar vorweg. Monroe Edwards, die Geschichte von ihm wird auf jeden Fall von unmenschlicher, geistiger, unmenschlicher, unmenschlicher, unmenschlicher, unmenschlicher, unmenschlicher, unmenschlicher, wird auf jeden Fall von unmenschlicher Grausamkeit überschattet, weil es hat mit Sklavenhandel zu tun. Dutzende Menschen sind aufgrund von seiner, in Anführungszeichen, Arbeit umgekommen, also das vorweggeschickt. Monroe Edwards wird 1808 in Kentucky geboren, also Südosten der USA. Und eine sehr wichtige Figur in seinem Leben ist sein Vater, weil auch sein Vater ist wie er, wie Monroe ein Mann, der auf Luxus steht, der alles dafür tut, dass er Geld hat, der alles dafür tut, dass er irgendwie angesehen ist und unter den Schönen und Reichen in der Gesellschaft mitspielen kann. Er ist Landwirt, der bewirtschaftet ungefähr 100 Hektar fruchtbares Land und ist auch ein angesehener Typ, führt also ein gutes Leben.

Christian Alt: Wie viel ist das, ein Fußballfelder, was ist das?

Anna Bühler: Warte, ich krieg's gerade aus der Regie.

Christian Alt: Mission Control.

Anna Bühler: Mission Control, Mission Control. 125 Fußballfelder. Das ist geil. Da kann man schon was drauf ernten. Sein Vater allerdings verzockt sich auch ein paar Mal und das ist halt was, was Monroe in seiner Kindheit aufsaugt. Also dieser Drang seines Vaters irgendwie reich zu werden, ein tolles Leben zu führen, aber gleichzeitig auch immer an dieser Vorstellung wieder zu scheitern, das pflanzt sich schon bei ihm ein. Mit 14 Jahren wird Monroe, also der Sohn von seinen Eltern, dann nach New Orleans. Sagen wir eigentlich New Orleans oder New Orleans? Ich bin immer unsicher. Ich sag immer New Orleans, aber ich glaube, in New Orleans sagen sie New Orleans.

Christian Alt: Sie sagen Norlins. Norlins? Ja.

Anna Bühler: Okay, wie machen wir es? Wollen wir uns einigen heute?

Christian Alt: Wir können New, Norlins sagen.

Anna Bühler: Okay, wir sagen Norlins.

Christian Alt: Norlins.

Anna Bühler: Okay. Also mit 14 Jahren wird Monroe nach Norlins geschickt, weil er dort eine kaufmännische Lehre machen soll. Es gibt da einen Freund der Familie, der dort arbeitet. Das ist ein einflussreicher Geschäftsmann und der nimmt den Sohn dann eben so in seinen Teenie-Jahren unter seine Fittiche und er schlägt sich auch gut. Der hat Talent. Laut seinem Mentor aber gibt es zwei Probleme mit dem jungen Monroe, nämlich he's too handsome and too fond of pleasure. Er ist einfach zu gut aussehen und er hat zu viel Spaß am Leben. Also was ist er für ein Typ? Er ist charmant, ja total. Auch schon als Heranwachsender ist er irgendwie halt so ein bisschen so eine Erscheinung, also ein attraktiver Typ. Er wird als intelligent beschrieben, als eloquent vor allem. Das ist ja auch was, was wir wissen, es geht um einen Hochstapler. Eloquenz. Ich glaube, du kannst kein Hochstapler sein, wenn du nicht Leute um den Finger wickeln kannst mit deinem Gelaber. Das kann er. Er ist jetzt nicht ein Riese, er ist 1,75 groß, aber er wird beschrieben mit dunklen Locken, immer elegant gekleidet. Er hat anscheinend viele Verehrerinnen, auch viele Affären. Es ist irgendwie witzig, weil in der Recherche haben wir festgestellt, dass er immer als super attraktiv und super gut aussehend beschrieben wurde. Aber es gibt kein Foto von ihm. Also niemand weiß, wie er wirklich aussah. Ich habe hier so eine kleine Zeichnung von ihm und du kannst ja mal einfach sagen, ob das dein Typ ist. Ja, ich bin jetzt sehr gespannt. Also, ja, kannst du ja sagen, ob du ihn hot findest, ob das too hot to handle ist, was ich dir jetzt zeige.

Christian Alt: Okay, okay, ja.

Anna Bühler: Ist das ein Sketch?

Christian Alt: Der sieht aus wie eine Eule. Eine Eule mit Locken? Eine Eule mit Locken und der hat riesige Augenringe auf dieser Zeichnung. Also so hot ist der jetzt nicht.

Anna Bühler: Wir wissen jetzt nicht, ob er in die Koje schleifen wird.

Christian Alt: Nee, nee, nee, nee, also der kriegt keine Rose von mir.

Anna Bühler: Ich finde ihn auch nicht hot. Gut, aber anscheinend zu der Zeit wird er irgendwie verehrt. Das sagt auch unser Experte, den stelle ich dir jetzt mal vor. Unser Experte für die heutige Folge heißt Brian Lusky, ist Professor für Geschichte an der Universität von West Virginia.

Speaker 2: Wir haben keine Fotos von Monroe Edwards, die ich je gesehen habe. Und also haben wir die Konzeptionen von Artisten, wie er sieht. Wenn man sich die Ergänzungen in diesen Biographien anschaut, sieht er nie das gleiche aus, von Image zu Image. Also alles, was wir ansehen können, sind die Deskriptionen der hübschen, gut gestorbenen und gut gebannten Gentleman.

Christian Alt: Auf so einem weißen Pferd hat so ein weißes Hemd, an das bis zum letzten Knopf aufgeknöpft ist einfach und reitet dadurch New Orleans und schleppt einfach eine nach der anderen ab.

Anna Bühler: So ist es tatsächlich. Also zumindest wird er so beschrieben. Er ist jetzt in New Orleans angekommen und feiert da auch den Lebensstil der reichen Städter, auch wenn er selber jetzt noch nicht richtig die Kohle hat. Aber jeden Cent, den er dort verdient in seiner Lehre, den verprasst er im Nachtleben. Und richtig Halligalli, du kaufst hier die Strip-Dollars und geht irgendwie in Clubs, keine Ahnung. Und leider auch, also er hat einen Hang zum Übertreiben, er gerät in die falschen Kreise, als er dort in New Orleans lebt. Und zwar kommt er das erste Mal dort, das ist wichtig für die Geschichte, mit Sklavenschmugglern in Kontakt. Klar, New Orleans liegt an der Küste, ist in den Südstaaten ganz unten. Das ist ein Einfallstor für Sklavenhändler. Und die lernt Monroe da eben kennen und lernt schon ein bisschen was über ihre, in Anführungszeichen, Arbeit. 1830 dann, da ist Monroe 22, ist er fertig mit seiner Ausbildung und zieht zurück zu seiner Familie. Die lebt zu der Zeit in Texas. Er kann da in einem Geschäft seines Ausbildungsleiters aus New Orleans arbeiten, hat also jetzt einen festen Job. Und leider braucht er diesen festen Job dann auch, denn sein Vater stirbt 1832. Das heißt, er ist jetzt der mehr oder weniger Alleinversorger für seine Familie und muss irgendwie seine Mutter, seine Geschwister durchbringen. So, jetzt ist also Druck drauf. Ich weiß nicht genau, wie viel du über die Geschichte von Texas weißt. Ich muss zugeben, ich wusste sehr wenig und mir war nicht klar, dass Texas mal zu Mexiko gehört hat. Wusstest du das?

Christian Alt: Es gibt in den USA so einen Freizeitpark, der heißt Six Flags. und der heißt Six Flags, weil Texas irgendwie sechs Sterne oder so hat, sechs Flaggen von Texas. Und die kommen alle von unterschiedlichen Zeitepochen von Texas. Also irgendwie so, hier haben wir mal den Krieg gewonnen und dann waren wir mal Teil von Mexiko, das ist eine andere Flagge und so weiter und so fort. Also so, die praktisch die ganze Geschichte von Texas abbilden sollen. Und es ist eine sehr, sehr bewegliche Geschichte und die sind einfach super stolz drauf. Deswegen erzähle ich das jetzt. Die Texaner, was ich mitgekriegt habe, die fühlen sich echt besonders.

Anna Bühler: Das habe ich jetzt auch in der Recherche irgendwie verstanden. Ich glaube, Texas ist einfach Texas. Als das Mexiko war, haben sie sich als Texas gefühlt. Jetzt in den USA ist Texas Texas. Das ist ja einfach so. ein Freista- Das ist wie Bayern. Ja genau, ist wie Bayern.

Christian Alt: Das ist wie Guillermo's einfach. Guillermo's ist nicht, Goldsberg. Guillermo's und Austin, same thing.

Anna Bühler: Das ist genau das. Also ich glaube, das ist ganz tief drin in der Identität der Texaner-Innen, dass sie halt einfach das sind und sonst gar nichts. Zu der Zeit, als Monroe Edwards dort lebt, ist es aber eben noch ein Teil von Mexiko ganz offiziell. Es ist aber auch die Zeit, als Texas sich versucht attraktiv zu machen für Siedler. Es gibt damals zum Beispiel eine Einwanderer-Kampagne. Also 1824 wird groß damit geworben, kommt alle hier nach Texas. Den wird auch Land geschenkt zum Teil. Also es wird so angeboten, hey wenn du kommst, dann bekommst du hier Ländereien, dann kannst du Frucht anbauen und dann kannst du irgendwie dir ein Standbein dort aufbauen. Das heißt also, Leute, die dahin gezogen sind, hatten dann die Möglichkeit, echt Geld zu machen mit Plantagen. Zuckerrohr, Baumwolle ist natürlich so das Erste, was dort angebaut wird. So wissen wir leider, wo Plantagen sind, werden Menschen für die Arbeit auf diesen Plantagen ausgebeutet. Leider eine traurige Regel. Baumwollanbau beispielsweise wäre unmöglich gewesen, wenn nicht so viele Sklaven auf den Feldern gearbeitet hätte. Also zumindest in dem großen Stil, wie es betrieben wurde. Das Krasse ist, in Mexiko ist Sklaverei aber eigentlich verboten. Das heißt, es gibt irgendwie so einen Widerspruch. Die wollen die Leute herlocken und sagen, hey baut ihr eure Plantagen auf. Gleichzeitig ist Sklaverei dort aber verboten und die Siedler haben aber natürlich dieses beschränkte Mindset, dass sie sagen, wie soll ich denn hier was anbauen, wenn ich nicht meine Sklaven mitbringen darf, so wie sie es halt gelernt haben, dummerweise. Und deswegen ist es zu der Zeit so, dass Mexiko sagt, okay, wißt du was, uns ist es wichtig, dass die Leute kommen, deswegen gucken wir mal nicht so genau hin. Und so landen sehr, sehr viele zweifelhafte Gestalten in Texas und in Mexiko. Also Leute, die sowieso schon in Konflikt mit dem Gesetz woanders sind, die kommen dann dahin. Es kommen Farmer aus den USA, die dann eben das große Geld wittern und mit ihren Arbeitern, die sie natürlich zu unmenschlichen Bedingungen, die Vieh halten, kommen sie dann nach Texas. Auch in den USA ist internationaler Sklavenhandel seit Anfang des 19. Jahrhunderts verboten. Also seit 1808 glaube ich, in Großbritannien seit 1807. Das heißt, seit diesem Zeitpunkt werden eigentlich versucht Schlupflöcher zu finden oder eben illegal Menschen gehandelt. Es ist eine wahnsinnig schlimme Situation. Ich finde es auch immer schwierig darüber zu reden, weil wenn wir in diese Zeit springen, dann ist es für diese Zeit so normal, dass da mit Menschen gehandelt wird. Es ist so normal, dass da Sklaven auf den Feldern arbeiten. Aber natürlich ist es ein unglaublich bedrückendes Thema.

Christian Alt: Was ich so krass finde, ist eigentlich, wenn du mir überlegst, wie lange das her ist. Klar, fühlt sich weit weg an. Aber der amerikanische Bürgerkrieg ging glaube ich 1865 dann glaube ich zu Ende. Das heißt, es sind 150, 160 Jahre oder so. Das sind irgendwie fünf Menschengenerationen. Also das ist nicht lange her, die Zeit, über die wir sprechen. Das ist richtig bedrückend, finde ich immer.

Anna Bühler: Das ist auch wichtig für diese Folge, dass wir das irgendwie so einordnen wollen, dass das jetzt nicht als Spiel gesehen wird, sondern das ist ein super ernstes Thema. Monroe Edwards aber ist natürlich ein Mensch, wie viele zu deiner Zeit, viele weiße Menschen, die daraus Profit schlagen. Und jetzt kommt er wieder ins Spiel. Dem ist das Gesetz nämlich erstmal total egal. Also das Gesetz, dass Sklavenhandel von außerhalb der USA in die USA hinein eigentlich verboten ist. Weil er denkt, wenn das so ist, dann kann ich es ja hinten rum machen und sehr viel Geld damit verdienen. Edwards ist dann 1832 auf seiner ersten, cool für ihn, großen Sklaven-Schmuggeltour auf dem Atlantik unterwegs. Es gibt tatsächlich damals so eine Route, die Transatlantic Slavery Route heißt die traurigerweise. Also das war so eine Tour, die gefahren wurde, die 18 Monate dauerte auf dem Schiff, wo von USA Richtung Europa gefahren wurde, dann Afrika, Brasilien und wieder zurück in die USA. Im Grunde war es so ein Dreieckshandel. Also Baumwolle, die geerntet wurde, wurde von den USA nach Europa gebracht, weil in Großbritannien waren die Textilfirmen dort sozusagen auf die Baumwolle angewiesen. Die wurde dort abgeliefert, dann wurden europäische Waren nach Afrika gebracht und Sklaven von Afrika in die USA oder nach Brasilien gebracht. So das war im Grunde die Route. 18 Monate hat das gedauert und Edwards macht diese Route das erste Mal eben 1832. Er kommt dazu über Kontakte, die er eben schon als Lehrling in New Orleans geknüpft hat und sein Job auf dieser Route ist ohne Scheiß. Er fährt auf diesen Schiffen mit, fährt diese Route und auf den Schiffen tut er so, als sei er der Kapitän, weil er ist ja total eloquent und kann sich gut verkaufen und kann gut blenden. Das heißt immer wenn Kontrollen von der Navy kommen, die wir natürlich verbieten würden, dass man hier mit Menschen handelt, schiebt er denen halt so eine Kassette, sagt ja, ist cool, hier sind irgendwie alles tip top, hier sind so ein paar Dokumente, kommt doch mal rein, trinken Kaffee. Ich weiß nicht genau wie er es gemacht hat, aber das Krasse ist, keine Kontrolle hält ihn auf, er labert die immer um den Finger und schafft es irgendwie durchzukommen.

Christian Alt: Krass.

Anna Bühler: Das ist sein einziger fucking Job, ein Blender auf diesem Schiff zu sein.

Christian Alt: Festangestellter Betrüger. Genau, absolut. Jobausschreibung, ich suche einen möglichst gut aussehenden, eloquenten Mann zum Mitreisen. Genau, zum Mitreisen gesucht.

Anna Bühler: Frisur, Locki.

Christian Alt: 40 Stunden, Woche. Ja voll.

Anna Bühler: Auf dieser ersten Tour verdient Edwards und seinen Kontakt dann 3,5 Millionen Dollar umgerechnet. Also ja, das mit dem Reichwerden, das geht langsam auf leider dieser Plan. Sie fahren dann auch noch eine Tour für den gleichen Gewinn und nach zwei Jahren ist Monroe Edwards als großer Sklavenschmuggler bekannt, was seinem Beruf traurigerweise kein Stück schadet. Er ist zu der Zeit einer der reichsten, wenn nicht der reichste Mann Texas. Krass.

Christian Alt: Krass oder?

Anna Bühler: Ja und jetzt fängt er auch an sich so richtig klischeereich zu benehmen. So geistensmäßig.

Christian Alt: Ja, Statt Sache.

Anna Bühler: Also ich glaube, wenn es damals schon Etadischirts gegeben hätte, ey, komm, hier, den dicken Tiger mit Funkelsternchen auf dem T-Shirt, nehme ich.

Christian Alt: Erst mal ein Jet Ski rausgelassen.

Anna Bühler: Also, Pass auf, es ist nicht weit weg. Er fängt an, große Diamanten zu tragen, einfach Klöng Klöng. Und den Sattel von seinem Pferd beschlägt er mit echtem Silber. Ich glaube, das ist der Jet Ski. Das ist der Jet Ski. Ja, geil. Ja, er kauft dann auch noch weitere Ländereien und er wird so beschrieben als personifizierter Neureicher des Westens. Er kauft sich im Grunde mit dem Geld den Lebensstil, den von dem er immer geträumt hat, von dem aber auch sein Vater immer geträumt hat. Also vielleicht ist es so ein bisschen ein Trauma, was er aufarbeitet. Edwards will aber natürlich das, was alle Menschen wollen, die schon sehr, sehr viel Geld haben. Sorry, Klischee an der Stelle, aber er will mehr Geld. Natürlich, weil wenn man schon viel von etwas hat, dann warum nicht noch mehr davon? Eigentlich ist jetzt der Moment in seinem Leben gekommen, wo er einfach anfängt, komplett auf alles zu scheißen. Also, okay, er ist vorher schon über Leichen gegangen. Also bei diesem Menschenhandel, da sterben natürlich viele Menschen. Das wissen wir auch leider aus der Geschichte. Und es ist ihm aber egal. Er ist auch bereit, noch viel mehr Verlust in Kauf zu nehmen. Er sagt jetzt einfach, ich will sehr, sehr viel Geld haben und das einfach nur durch Betrug. Scheiß drauf. Weil Monroe Edwards bildet sich jetzt fort. Er lernt das Letterwashing. Sagt ihr Letterwashing, was? Noch nicht gehört. Das ist super geil. Also ich freue mich gerade total, dass du das noch nie gehört hast. Letterwashing ist eigentlich sowas wie Dokumentenfälschung slash Identitätsdiebstahl des 19. Jahrhunderts. Es heißt tatsächlich, es heißt im Grunde, Briefe zu waschen. Also was damals die Echtheit eines Briefs ausgemacht hat, war eine Originalunterschrift logischerweise und ein Siegel. Also dadurch war es klar, okay, das ist eine Originalunterschrift und das ist ein Originalsiegel. Das heißt, dieser Brief muss echt sein. Und der Trick beim Letterwashing ist, dass du den Brief bis zur Unterschrift quasi in so eine Art Chemikalie eintunst. Dann verschwindet die Schrift oben und dann ziehst du das aus der Chemikale wieder raus. Und du hast dann unten nur noch das Siegel und die Unterschrift übrig.

Christian Alt: Das ist ja wie im Mickey-Maus-Heft früher, so 90er. Ja, stimmt. Einfach so, geheime Tinte und jetzt brauche ich jetzt Zitronensäure und so. Ja, ist ja geil.

Anna Bühler: Es ist saugeil, es ist saugefährlich zu der Zeit, weil das ist die einzige Möglichkeit, um Echtheit von Dokumenten zu beweisen damals. Aber das bringt er sich bei, weil er weiß, das werde ich irgendwann nochmal brauchen.

Christian Alt: Das ist so wie, wenn ich den Lockback-Lawyer auf YouTube schaue, einfach der Typ, der die ganze Zeit so mit dich richten, die Schlösser knallen. Man könnte es ja vielleicht mal gebrauchen, irgendwann.

Anna Bühler: Naja, er weiß halt, dass er es für seine Geschäfte, wenn er irgendwelche Dokumente an Navies, an irgendwelche Küstenwachen zeigen muss. Ja klar, ist geil. Empfehlungen schreiben, Kredite, you name it. Er kann alles fälschen.

Christian Alt: Die Frage, die ich jetzt habe, also 3,5 Millionen Dollar ist wahrscheinlich schon umgerechnet für heute. Was ich nicht checke ist, warum reicht das noch nicht um ein geiles Lied? Also warum musst du jetzt sagen, hey, ich will eigentlich noch mehr? Also warum ist man nicht zufrieden?

Anna Bühler: Ich glaube, man kann sich das nicht vorstellen. Man sagt ja auch mal, wenn ich 3,5 Millionen hätte, dann würde ich sagen, ja okay, dann leckt mich alle am Arsch, ihr seht mich nie wieder. Geil war es gewesen, aber vielleicht ernten wir auch so drauf.

Christian Alt: Ich würde es gerne ausprobieren. Mein Paypal-Account ist christian.alltatt.

Anna Bühler: Ich würde es gerne ausprobieren. Also wenn es nicht klappt, gebe ich es wieder zurück.

Christian Alt: Oder nicht? Genau. Ich gebe es in Ecuador.

Anna Bühler: Also Monroe Edwards beherrscht aber jetzt eine wichtige Technik und er hat jetzt einen Skill freigeschaltet, der ihm Türen öffnet. Okay, also nochmal zur Ausgangssituation. Edwards ist zwar schon reich, aber er will mehr Geld. Das heißt, er stellt sich die Frage, wie komme ich jetzt an noch mehr davon? Edwards ist der Prototyp eines Opportunisten. Also er nutzt immer die politische und wirtschaftliche Lage der jüngsten Zeit aus und versucht es zu seinen Gunsten zu nutzen. Scheiß drauf, ob das legal ist, scheiß drauf, ob dafür Menschen umkommen. Hauptsache er kommt sozusagen an seine Kohle. Ich stelle dir jetzt drei seiner größten Coups vor, die man kennen muss, bevor wir zum Darwin-Gefälliges-Moment kommen. Drei Coups wie gesagt, der erste passiert 1836. Edwards ist ja gerade an einem vielversprechenden Deal dran. Der ist natürlich mit den richtigen Leuten immer zur rechten Zeit am rechten Ort und da geht was, sage ich mal. Es hat natürlich leider wieder mit Sklaven-Schmuggel zu tun. Er möchte Sklaven aus Havanna in die USA holen und dort an Plantagenbesitzer verkaufen. Er weiß, dass die Zeit dafür gerade ideal ist, weil es ist offiziell zwar noch irgendwie verboten, aber die texanische Revolution läuft. Also eine der neuen Flaggen wird wahrscheinlich gerade gehisst.

Christian Alt: Genau, genau.

Anna Bühler: Und es ist einfach eine Zeit, in der sehr viel Chaos herrscht, in der auch niemand weiß, was sind jetzt genau die Gesetze, die Leute haben auch keine Zeit dafür. Also wenn man da gerade illegal unterwegs sein wollte, war das eigentlich der perfekte Sweet Spot. Ryan Laskey nochmal.

Speaker 2: Der�領黎 gefordert hat das, so können wir das auch Menschen hieranto spüren, dass wir zu diesemément starchieren können und mit día zu das machen. Der Schmuggel ist nicht der Pfizer damage und beschädigt riesige Gesetze, mit welcher man kidding w Ooooh …. Er macht diese illegalen Schlafträten, wenn die Kontrolle von Mexiko über Texas weichert und in der Tat komplett entgegenklappt wird.

Anna Bühler: Das ist dann 1836 in Texas an, hat die Leute dabei. Niemand weiß genau, wie gerade hier die Gesetze sind. Edwards wird im Hafen von einem Zollbeamten dann zwar gestoppt, der ist aber völlig überfragt. Der sagt so, ja okay, dann nimm die Leute mit, nimm sie auf deine Plantage, aber verkauf sie dort erstmal nicht, weil wir müssen jetzt erstmal gucken, wie das hier geregelt wird und so. Wir wissen auch nicht, ob das jetzt legal oder illegal ist, was du da tust. Also das wartet man kurz ab, Monroe sagt ja klar, mach ich, ist aber natürlich ihm alles scheißegal. Er verkauft die Sklaven dann, macht damit natürlich sehr, sehr viel Gewinn. Und als er dann das Geld in der Hand hat, denkt er sich so, eigentlich hab ich überhaupt keinen Bock, das aufzuteilen. Eigentlich werd ich das ja gerne doch alles für mich selber, aber er hat das ja eigentlich nur geliehen von diesem Investor. Er versucht dann irgendwie noch ein Deal mit dem zu machen und dem irgendwie weniger Geld zu geben. Cooler Deal. Am Ende kommt es zu Streitigkeiten und dieser Investor, Dart heißt der, der verklagt Edwards. 1839 kommt es dann tatsächlich zum Prozess und Edwards verliert diesen Prozess. Es droht ihm tatsächlich Haft, in Texas sogar Todesstrafe, die dort oft Betrug steht, aber Edwards schafft es zu fliehen. Er geht raus aus Texas, raus aus den USA und ich hab ja schon gesagt, es gibt drei Coups, das ist der erste. Nach jedem Coup muss er wieder bei Null anfangen.

Christian Alt: Krass. Okay, also er verliert all sein Geld jetzt. Er verliert all sein Geld, er muss von zu Hause weg. Das Jetski, er muss die Silberplatten von dem Pferd runternehmen und so.

Anna Bühler: Ja, die muss er einfach dalassen. Er hat keine Möglichkeit, irgendwas mitzunehmen, der ist weg. 1840 fängt Edwards also wieder ganz bei Null an, aber er hat ja immer noch den Traum, wieder reich zu werden. Und weil er so ein fucking in seiner Art irgendwie schlauer Betrüger ist, schafft er das auch. Er hat mittlerweile aber jetzt nicht nur das Ziel fucking reich zu werden, er will sich auch an Texas rächen. Weil Texas hat ihn ja verurteilt und hat sein Leben versaut, deswegen können die mal schön gucken, was jetzt passiert. Wer sich mit Monroe Edwards anlegt, der, pass mal auf du. Also Edwards ist jetzt in Ohio und sein Plan ist jetzt erstmal, sich unter die Leute zu mischen, die Geld haben. Und er findet Leute mit Geld und I shit you not, Christian. Ich sag's als einfach, im Kreise der Abolitionists. Nein!

Christian Alt: Also er findet Geld bei den Leuten, die sagen, wir sollen Sklaverei verbieten.

Anna Bühler: So ist es. Und das muss man glaube ich erstmal sacken lassen, weil ich hab's erst auch nicht gecheckt. Also er war einer der reichsten Männer Texas, weil er einer der krassesten Sklavenhändler der südlichen USA war. Und dann plötzlich muss er bei Null anfangen und schließt sich mit den Leuten zusammen, die sagen, völlig richtigerweise natürlich, Sklaverei ist unmenschlich und wir müssen das abschaffen. Und das ist halt wirklich das, also so einen Opportunisten kannst du dir nicht ausdenken. Das gibt's eigentlich nicht. Das kann eigentlich nicht sein. Aber so ist er ja. Also unter diesen Menschen, die für die Abschaffung der Sklaverei sind, sind eben auch reiche Plantagenbesitzer. Das heißt also in dieser Szene wittert Monroe Geld. Sein nächster Plan ist, und das ist so abgefuckt, Christian, aber sein nächster Plan ist, er wechselt einfach das Lager vom Sklavenschmuggler zum Antisklavereiaktivisten. Wow! Und damit ihm alle seine Masche abkaufen, macht er einen richtig krassen Plan. Edwards schaltet eine Anzeige in der Zeitung von Cincinnati, in der er verkündet, dass er ein Plantagenbesitzer sei. Was nicht stimmt, scheiß drauf. Er hätte kürzlich 170 Sklaven erworben, hat aber jetzt erfahren, dass die alle illegal sind und er möchte sie jetzt freilassen. Das schaltet er in der Zeitung. Dazu muss man wissen, die Befreiung von Sklaven durch ihre Besitzer lief damals tatsächlich so ab. Es gab damals diesen juristischen Akt der Freilassung, der genauso funktioniert hat. Es gibt vier Schritte. Erstens, der Sklavenbesitzer muss vor Gericht einen Antrag zur Freilassung einreichen. Zweitens, er soll in der Zeitung verkünden, dass er vorhat, Sklaven freizulassen. Drittens, die Zeitungsanzeige muss sechs Wochen drin sein, und dann muss man sechs Wochen warten. Und dann muss man eine Bürgschaft pro Sklave hinterlegen. Aber es lief damals eine juristisch korrekte Freilassung ab. Also, das heißt, Edwards macht diesen zweiten Schritt, dass er eine Anzeige in der Zeitung schaltet, in der er sich als Plantagenbesitzer ausgibt und so eine Freilassung vorgibt von 170 Menschen?

Christian Alt: Ich frage mich gerade, was ist der Scam? Wann kommt der Scam?

Anna Bühler: In dieser Anzeige schreibt er, er hätte den Antrag vor Gericht schon eingereicht. Und diese Anzeige aus der Zeitung, die geht in der Abolitionisten-Community viral. So kann man sagen. Also alle lesen das, alle hören von diesem neuen tollen Typen, Monroe Edwards, ein Aktivist mit Herz, ja. Einer der Plantagenbesitzer, der aus der Güte seines Herzens jetzt die Menschen freilasst. Ist ja auch teuer, aber was für ein toller Typ, ja. Das spricht sich rum. Er hat sich also echt einen Namen gemacht und lernt so auch weitere, in Klammern reiche Plantagenbesitzer und Leute kennen, die sich in dieser Abolitionisten-Szene einsetzen. Und einer dieser Typen findet ihn so toll, dass er ihm 5000 Dollar gibt, heute ist das sehr, sehr viel mehr Geld, damals 5000 Dollar gibt für eine Reise nach England, wo er Lobbyarbeit für die Sklavereibefreiung betreiben soll. Der Plan von Monroe Edwards ist derart durchtrieben. Er gibt quasi vor, dass er einer von ihnen ist, ja. Einer, der auf der richtigen Seite steht, der für das richtige Werben will und Aktivismus betreiben möchte in Großbritannien, wo die Message vielleicht noch nicht ganz angekommen ist. Gleichzeitig ist aber sein einziger Plan einfach, Geld von den Leuten zu nehmen, um sich dann eine geile Zeit zu machen. Der nimmt diese 5000 Dollar, fährt nach Großbritannien und sagt, können wir richtig geil die Eier kraulen jetzt? Richtig geiles Leben hier.

Christian Alt: Ob es bei euch auch so geil ist? Ja, genau! I doubt it!

Anna Bühler: So ist er. Problem für Edwards, der Typ, der ihm das Geld gibt, die 5000, der ist so, ja, irgendwie reden alle von diesem Monroe Edwards, aber, wisst ihr was, ich frag doch mal lieber kurz am Gericht in Cincinnati nach, ob der wirklich diesen Antrag eingereicht hat für seine Befreiung von seinen Leuten da. Und die sagen, warte mal gucken wir kurz, Edwards, Edwards, Edwards, nö, da liegt nix. Der Typ so, shit, okay. Er versucht Edwards noch zurückzurufen, aber der ist mit seinem Geld schon über alle Berge. Der ist schon in England und schnort sich da weiter durch. Und in England glauben ihm die Leute auch, weil, jetzt kommt wieder dieses Letter Washing ins Spiel. Er hat so ein paar Dokumente dabei, die vorgeben, dass er ein toller Typ ist. Zum Beispiel ein Empfehlungsschreiben von Daniel Webster, das ist der Senator von Massachusetts. Hat er natürlich gefälscht, ja. Empfehlungsschreiben für ihn, kompletter Fake. Dann hat er noch ein Empfehlungsschreiben vermeintliches vom Innenminister der USA dabei, dass er dann halt dort immer den reichen und tollen Leuten in Großbritannien zeigt. Übrigens Fun Fact, wie hat das gemacht? Edwards hat sich ein Autogramm von denen bestellt. Das konnte man damals anscheinend auch schon machen.

Christian Alt: Na, wie geil, wie geil, smart.

Anna Bühler: Ja, ich hab das damals gemacht bei Tic Tac Toe. Da hat man dann geschrieben hin, hallo, ich bin die Anna, ich hätte gerne ein Autogramm von Tic Tac Toe. Dann hast du einen frankierten Rückumschlag reingetan und dann kam Autogramm zurück.

Christian Alt: Ich oute mich schon wieder als kompletter Weirdo, aber ich habe ein Autogramm von einem Menschen. Und zwar war ich, als ich 17 Jahre alt war, krasser Fan von der Teleshopping-Werbung von Horst Fuchs, der diesen Gurkenschäler irgendwie immer vertrieben hat. Das ist so ein Schweizer mit so einem kleinen Ohrring. Ich bin komplett raus gewesen bei Horst Fuchs schon. Und dieser Chiva, der heißt Horst Fuchs und ich habe ein Horst Fuchs Autogramm. Das ist das einzige Autogramm, das ich besitze.

Anna Bühler: Ey, was ist das für eine weirde Story?

Christian Alt: Von dem Typ, der Gurkenschäler verkauft.

Anna Bühler: Wird mich total interessieren, ob es unter unseren HörerInnen erstens Leute gibt, die Horst Fuchs kennen, schreibt uns. Zweitens, kannst du das Autogramm vielleicht unter unseren Fans versteigern?

Christian Alt: Ich muss immer schauen, wo es ist. Es ist auf jeden Fall bei meinen Eltern zu Hause. Ich weiß ungefähr, wo es ist, aber wenn ich es finde, kann ich es versteigern für einen guten Zweck.

Anna Bühler: Ich würde gerne das Tic Tac Toe Autogramm versteigern, aber ich glaube, ich finde es leider nicht mehr. Ich habe Tic Tac Toe und Oli P. gehabt. Das war meine Schätze. Genau, aber so macht Emonore Edwards das auch. Der bestellt sich Autogramme von denen und fälscht dann im Grunde die Briefe. Er hat damit also eine Eintrittskarte in die Politik, weil es ist superglaubbar, was er da hat. Diese Empfehlungen schreiben, alle glauben ihm. Und das ist auch wichtig, dass er jetzt eine Eintrittskarte in die Politik hat, weil wir wissen ja, er hat zwei Ziele. A. Reich werden. B. Texas trashen. Er will, dass Texas möglichst schlecht aus der Nummer wieder rauskommt, dass er Rache übt. Edwards vereinbart also ein Treffen mit dem Botschafter der USA und mit dem britischen Außenminister. Die stimmen zu. Und vor denen möchte er Texas schlechtreden. Er möchte sagen, ja, Texas ist ein Schurkenstaat. Vor allem möchte er sagen, Großbritannien gibt Texas keine Kredite mehr, weil im Moment bekommt Texas noch Kredite von Großbritannien, um die Wirtschaft nach der Revolution wieder aufzubauen. Die Briten wollen aber nur einen Kredit geben, wenn Texas sich auch an die Antislaveralgesetze hält oder die einführt. Und Edwards spricht den einfach ins Gewissen und sagt, Texas, it's not worth it. Macht das nicht. Wir sind mittendrin im zweiten Coup von Monroe Edwards. Und ich habe ja schon ein bisschen gespoilert, seine Coups, die scheitern und auch dieser Coup scheitert. Plottwist, der echte offizielle Gesandte von Texas, ist gerade auch in Großbritannien. Und der ist da, um diplomatische Beziehungen und Geld von Großbritannien zu holen. Und der outert Edwards. Edwards ist natürlich bekannt.

Christian Alt: Der war der reichste Mann Texas.

Anna Bühler: Das Silber von seinem Sachen liegt hier noch irgendwo bei uns rum. Hier ist der Jetski. Und der sagt dann halt zum Botschafter, das ist ein Betrüger. Und Edwards muss sofort wieder fliehen. Seine Mission in England ist gescheitert. Und jetzt nähern wir uns langsam seinem. Darwin. gefällt das Moment. Nämlich, er hat noch einen Coup vor sich. Er muss ja wieder bei Null anfangen. Er kehrt 1841 in die USA zurück. Und bei seinem letzten Coup geht es ausschließlich um Geld. Er nimmt sich jetzt die Baumwollindustrie vor. Er hat einen sehr komplexen Plan, den versuche ich dir möglichst schnell jetzt einfach mal zu pitchen. Also er schreibt einen Brief an die Baumwollbörse in New Orleans, gibt sich dort als Baumwollfarmer aus Arkansas aus. Er möchte einen Kredit haben, heißt es. Also das ist einfach sein super plumper Move um an Geld zu kommen. Von der Baumwollbörse erfragt er sich dann einen Bankkontakt in New York. Er bekommt auch Antwort und hat damit einen Kontakt zur Bank in New York. Und eine Unterschrift eines offiziellen Baumwollbörsenmenschen. Diesen Brief mit dieser Unterschrift wäscht er natürlich wieder. Und er stellt sich selber eine Bürgschaft. Sich selber ist ein Alias namens John Caldwell. Caldwell, so heißt es in diesem Schreiben, habe irgendwie Baumwolle rumliegen im Wert von 50.000 Dollar. Er sei bald esolvent und deswegen auch kreditwürdig. Also man kann ihm ruhig das Geld jetzt vorschieben. Das zahlt dieser Caldwell schon zurück. Zwei New Yorker Banken geben Caldwell, aka Edwards, dann diesen Kredit. 50.000 Dollar abgecashed. Das ist auch wieder mehr als, ich glaube, ein bis zwei Millionen sind das in heutigen Dollars. Also so ist er einfach wieder durch sein Letterwashing an Geld gekommen. Aber auch dieses Mal hat Edwards Pech. Eine der Banken findet nämlich 1841 heraus, dass in der Baumwollbörse gar kein John Caldwell registriert ist. Edwards bzw. Caldwell wird zur Fahnung ausgeschrieben und gefunden. Er lebt zu der Zeit in Philadelphia. Der wird dort verhaftet und da muss es zu einer sehr, sehr wilden Szene gekommen sein, weil die nehmen ihn fest in seiner Wohnung. Und anscheinend in dieser Wohnung ist alles voller Bargeld. Das sind immer so Stapel von Kohle. Wahrscheinlich schneut es sich gerade die Nase mit so einer Dollarnote. Super. Edwards wird aber tatsächlich vor Gericht gezogen. Und jetzt kommt der große Fail. Vor Gericht streitet Edwards selbstverständlich alles ab. Kurzzeitig sieht es auch gar nicht schlecht für ihn aus. Er ist ja ein guter Redner. Er kann sich gut verkaufen.

Christian Alt: Sieht einfach gut aus.

Anna Bühler: Sieht einfach super geil aus und der Richter ist so... Diese Locken. Okay, dem will ich glauben. Er ist überzeugend, sagt auch unser Experte.

Speaker 2: Die ehrlichen Wissen, über wen er sich überzeugen müsste, dass er ein legitimenter Künstler ist, hat die Zuschauer gefilmt, bis zu dem Punkt, dass viele Leute dachten, dass er unglücklich war. Es war so gut. Er hat die Formen des Slavernis-Businessen so gewusst, dass es die Menschen verspricht, dass er sein muss, wer er gesagt hat, er war.

Anna Bühler: Die Leute glauben also, vielleicht ist er wirklich unschuldig. Aber jetzt tritt ein Mann in den Gerichtssaal, der dem Betrüger Monroe Edwards ein für alle Mal das Handwerk legt. Auftritt Louis Tappan. Louis Tappan ist der Typ, der aus den Abillitionist-Kreisen kommt aus New York, der ihm damals diese 5000 Dollar gegeben hat.

Christian Alt: Der hat wahrscheinlich jetzt wahrscheinlich jahrelang gedacht, diese dumme Sau, ich krieg die dran. Genau, ich krieg dich, du kleiner Sucker.

Anna Bühler: Und jetzt kommt seine Chance. Er wird ihn jetzt dran kriegen. Dieser Tappan bringt nämlich Briefe mit, die Edwards ihm geschrieben hat. Und bei diesem Letterwashing funktioniert es ja wie gesagt so, du schreibst den Brief ja im Grunde ganz neu bis zu der Unterschrift, die dann quasi noch das Original ist. Aber die oberen Teile des Briefes hat Edwards ja immer alle selber geschrieben. Und jetzt wird es interessant, weil vor Gericht werden jetzt diese Briefe, die Edwards alle gefälscht hat, ausgewertet. Und es fallen zwei Sachen auf. Erstens, die Handschrift wird natürlich überall verglichen und man merkt, dass das I bei Edwards in Schrift irgendwie immer aussieht wie ein J. Also das sind alle Fälschungsschreiben, die ja angeblich irgendwie vom Außenminister kommen, von Senator kommen, von der Bank kommen. Irgendwie haben die alle dieselbe Handschrift. Das ist schon mal seltsam. Das I sieht immer aus wie ein J. Aber noch was fällt auf. Konstante Rechtschreibfehler. Und einer davon ist sehr lustig, weil Edwards schreibt das Wort FIU immer FIEW statt FEW. Also zum Beispiel FIU-Dollars oder weiß ich nicht. Diesen Rechtschreibfehler, den gibt es in allen fucking Empfehlungsschreiben. Das ist ein so ungewöhnlicher Fehler, der so konstant aber auftaucht, dass die Staatsanwaltschaft jetzt überzeugt ist. We got our guy. Das ist der Betrüger, den wir die ganze Zeit gesucht haben. Und endlich wird Monroe Edwards verhaftet. Wir wissen jetzt nicht, ob er mit einer besseren Rechtschreibung davongekommen wäre. Keine Ahnung. Was aber auch lustig ist an dieser Gerichtsverhandlung. Kleiner Fun-Fact. Anscheinend waren jeden Tag irgendwie ganz viele junge Frauen im Saal anwesend. Ja klar. Die teilweise angeblich, sagt man, in Ohnmacht gefallen sind. Okay, wie gut hat er ausgesehen?

Christian Alt: I don't know.

Anna Bühler: Krass. Also es ist total seltsam, oder? Krass. Ja total.

Christian Alt: Ich stelle mir gerade so ein bisschen vor wie so Brad Pitt oder George Clooney aus Ocean's Eleven. Weißt du, aus so kleinen Frick-Bedrüger.

Anna Bühler: Ja, vielleicht ist es echt so ein DiCaprio-Typ. Aber ja, schade. Jetzt trinkst du einmal und dann ... Immer noch ein Wichser. Kannst nichts machen.

Christian Alt: Kann man nichts machen.

Anna Bühler: Eine kleine Nachgeschichte gibt es auch noch. Auch noch, Edward muss zehn Jahre in den Knast in New York. Er versucht tatsächlich weiter zu betrügen. Also er fälscht Briefe von bekannten Politikern und Gouverneuren von New York, um eine Begnadigung für sich zu erzielen. Leute so, wenn du richtig few schreiben, vielleicht würden wir es nochmal überlegen. Aber tatsächlich, er kommt nie damit durch. Er versucht auch mehrmals aus dem Gefängnis auszubrechen. Auch das klappt nicht. Monroe Edwards hat im Grunde nie ganz das geschafft, was er immer versucht hatte zu erreichen. Also er hat es nie lange oder nachhaltig zu Ruhm und Reichtum gebracht. Immer nur eine kurze Zeit und dann ist er wieder auf die Schnauze gefallen. Trotzdem ist er in die amerikanische Geschichte eingegangen.

Speaker 2: Er ist ein guter Charakter. Und so werden die Leute ihn vertrauen. Und jedes Mal wird es gezeigt, dass sie ihren Vertrauen in den falschen Mann setzen. Und so werden die Amerikaner ihn den wunderschönen Ruhm nennen. Er ist ein schrecklicher Typ, aber wow, es ist wirklich beeindruckend, wie er das gemacht hat.

Anna Bühler: Und einmal wird er dann bestraft für einen Fluchtversuch 1847. Da bekommt er die Strafe, dass er ausgepeitscht wird. Und an diesen Verletzungen von dieser peitschen Aktion stirbt er tatsächlich. Mit 39 Jahren stirbt er. Das ist die Geschichte von Monroe Edwards. Und ja, ich finde es irgendwie immer interessant. Also ich finde ja Hochstapler-Geschichten sowieso immer spannend, weil man fragt sich ja selber, Würdest du dem auf den Leim gehen? Ich versuche ja immer skeptisch zu sein, kritisch zu sein, irgendwie hinter den Kopf zu gucken.

Christian Alt: Aber wenn er halt so gut aussieht, gell?

Anna Bühler: Was soll ich machen? Da sehe ich die geilen Locks an der Seite und dann denke ich mir, nice hairs einfach, dem Typen glaube ich. Also man kann sich ja nicht dagegen wehren, dass wenn jemand vor dir steht, dass irgendwas unterbewusstes in dir sagt, der Typ ist mir sympathisch oder nicht, ohne dass es da um Fakten geht. Und vielleicht, wer weiß, vielleicht hätte man sich davon blenden lassen.

Christian Alt: Ich will dir an der Stelle verraten, dass es in meiner Geschichte nächste Woche auch um einen Hochstapler geht. Deiner hier hat jetzt Dokumente gefälscht. Meiner fälscht die Existenz eines ganzen Landes. Okay, ich bin sehr gespannt.

Anna Bühler: Davin gefällt. das ist eine Produktion von Cool und Niere mit Anna Bühler und Christian Alt. Redaktion Anna Scholz, Lina Kempenich, Lena Kohlwees und Shai Katetik. Produktion Tatjana Tameros, Musik Robert Zladecek, Technik Tobias Schröckenbauer, Audioproduktion Simone Hundrieser und Lina Kempenich.